Mehrere Tausend Menschen zogen am 64. Jahrestag der Zerstörung Dresdens im Zweiten Weltkrieg demonstrierend durch die Elbmetropole. Rechtsextreme und Autonome zogen ebenfalls durch Dresdens Innenstadt.

Dresden. Nach Angaben der Veranstalter kamen rund 7500 Teilnehmer zu mehreren Auftaktkundgebungen zusammen. Zum Gedenken an die Zerstörung der Stadt rief das überparteiliche Bündnis "Geh Denken" auf, das sich gegen die Vereinnahmung des Tages durch Rechtsextremisten stellt. Zeitgleich zogen etwa 5000 Neonazis und mehr als 2500 Autonome durch die Innenstadt Dresdens, so die Polizei.

Mit Luftballons, Friedensfahnen und Transparenten mit Aufschriften wie "Die Welt ist bunt" setzte das Bündnis ein ganz deutliches - auch optisches - Zeichen gegen den schwarzen Pulk der Rechtsextremen, die auf ihrem so genannten "Trauermarsch" durch die Stadt von hunderten Polizisten abgeschirmt wurden.

Der Demonstrationszug der Autonomen wurde am Nachmittag aufgelöst, nachdem Beamte nach Polizeiangaben mit Steinen und Flaschen beworfen wurden.

Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee sagte mit Blick auf die Kundgebungen der Rechtsextremisten, man dürfe nicht nur still gedenken. "Es gibt in vielen Städten Versuche von Rechts, Präsenz zu zeigen", sagte der SPD-Politiker. "Sie versuchen, ihre geringen Kräfte zu zentralen Veranstaltungen zu konzentrieren." Dagegen gelte es, selbst auf die Straße zu gehen. "Dresden macht vor, wie man gegen Neonazis kämpfen kann."

Seit Jahren versuchen Rechtsextremisten, die Gedenktage an die Zerstörung Dresdens kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges in einen "Bomben-Holocaust" umzudeuten. Bei der Bombardierung der Stadt am 13. und 14. Februar 1945 waren schätzungsweise mehr als 25 000 Menschen ums Leben gekommen.

Für die Opfer enthüllte Dresdens Oberbürgermeisterin Helma Orosz (CDU) am Sonnabendmorgen auf dem Altmarkt eine Gedenkinschrift. Auf dem Platz waren nach den Angriffen mehr als 6000 Tote verbrannt worden. Orosz versprach, mit aller Entschlossenheit gegen die Vereinnahmung von Rechts vorzugehen. "Die Neonazis setzen auf Rache, wir setzen unseren Willen zum Frieden dagegen."

Bei der Abschlusskundgebung des Bündnisses "Geh Denken" wurden am Nachmittag unter anderem der SPD-Vorsitzende Franz Müntefering und DGB-Chef Michael Sommer als Redner erwartet. Bereits am Freitag war in mehreren Veranstaltungen der Bombardierung gedacht worden.

Nicht bei allen Dresdner stießen die zahlreichen Demonstrationen und Kundgebungen auf ungeteilte Zustimmung. Sie gedachten lieber in Gottesdiensten, mit Kerzen oder mit einer weißen Rose an der Jacke als stummes Zeichen der Trauer der Opfer des Feuersturms, der ihre Stadt in Schutt und Asche gelegt hatte.