In der Landes-CDU wächst die Unruhe: Sie streitet, ob sie dem Regierungschef eine Frist setzen soll.

Hamburg/Erfurt. Die Rückkehr des Thüringer Ministerpräsidenten in seine Heimat war von kurzer Dauer. Am Arm seiner Frau Katharina betrat Dieter Althaus die Kirche St. Gerhard in Heiligenstadt. Er wählte den Seiteneingang. Leibwächter schirmten ihn ab. Rund sechs Wochen nach seinem schweren Skiunfall in Österreich, bei dem eine Frau starb und der Regierungschef ein Schädel-Hirn-Trauma erlitt, war es der erste öffentliche Auftritt des Ministerpräsidenten.

Für die Beerdigung seines im Alter von 80 Jahren gestorbenen Vaters Heinz hatte der CDU-Politiker seinen Klinikaufenthalt am Bodensee unterbrochen und war in seine Heimatstadt gereist. Sein Vater war vorige Woche kurz nach der Rückkehr von einem Besuch bei seinem Sohn in der Allensbacher Klinik gestorben. Beim Requiem in der mit 300 Trauergästen voll besetzten Pfarrkirche beugte Althaus sich mehrfach nach vorn, auch musste er sich oft hinsetzen, berichten Augenzeugen. Die Kirche verließ er gebeugt, mit langsamen Schritten, wieder am Arm seiner Frau. Beim anschließenden Gang auf dem Friedhof schützten Leibwächter den sichtlich geschwächten Althaus mit Schirmen vor neugierigen Blicken.

Spitzenpolitiker des Landes blieben der Trauerfeier weitgehend fern. Nur engste Vertraute Althaus' wie Verkehrsminister Gerold Wucherpfennig (CDU) und Landtagspräsidentin Dagmar Schipanski (CDU) nahmen am Gottesdienst teil.

Unterdessen ist in der Thüringer CDU eine offene Debatte um eine Fristsetzung für die Rückkehr des Ministerpräsidenten ausgebrochen. Der Vorsitzende der Thüringer CDU-Landesgruppe im Bundestag, Manfred Grund, sagte auf MDR Info, er befürchte, dass Althaus "nicht - wie erhofft - sehr schnell seine Amtsgeschäfte wieder aufnehmen kann, sondern dass es durchaus Ostern werden wird". An dem Punkt müssten dann die CDU und Althaus selbst entscheiden: "Ist er hundertprozentig in der Lage, die Anforderungen an einen Spitzenkandidaten wahrzunehmen?" Zuvor hatte CDU-Fraktionschef Mike Mohring im Abendblatt gesagt, dass Althaus "nach der Sommerpause" da sein müsse. Wenn er zurück sei, müsse er zu 100 Prozent einsatzfähig sein, denn man werde jedes "Äh" als Nachwirkung des Unfalls deuten. Nach den Äußerungen Grunds warf der thüringische CDU-Landesgeschäftsführer Andreas Minschke den Medien vor, den Streit um die Rückkehr des Ministerpräsidenten in die Politik künstlich anzufachen. "Es gibt keine Debatte. Die Medien wollen uns eine Debatte aufzwingen", sagte Minschke "Focus Online".

Minschke bemühte sich gestern so sehr um Schadensbegrenzung, dass er stellvertretend für seinen Parteifreund Grund dessen Äußerungen revidierte: Grund fühle sich falsch wiedergegeben und habe sich von dem Zitat distanziert, so Minschke. "Wir bereiten die Landtagswahl vor, die Regierungsgeschäfte gehen weiter, unser Spitzenmann ist krank. Das ist natürlich nicht einfach", so Minschke. Althaus' Stellvertreterin Birgit Diezel lehnte es ab, dem Ministerpräsidenten eine Frist zu setzen. Die CDU gebe ihm "die Ruhe, die er benötigt, um zu genesen. Und wir rechnen nicht in Wochen, eine hin oder eine zurück".