Michael Glos (CSU) hat seinem Parteivorsitzenden Horst Seehofer den Rücktritt als Bundeswirtschaftsminister angeboten. Doch Horst Seehofer will seiner Bitte nicht nachkommen. Hier gibt es Stimmen und Bilder zum Glos-Rücktritt.

Berlin. CSU-Chef Horst Seehofer hat das Rücktrittsangebot von Bundeswirtschaftsminister Michael Glos abgelehnt. "Michael Glos hat mein Vertrauen. Ich habe Michael Glos in einem Telefonat mitgeteilt, dass ich dieser Bitte nicht entspreche", sagte Seehofer nach Angaben des Sprechers Michael Strepp in München. Seehofer bestätigte, Glos habe ihn in einem Brief gebeten, "ihn von seinen Ministerpflichten zu entbinden".

In einem Brief an den bayerischen Ministerpräsidenten und CSU-Chef, der "Bild am Sonntag" vorliegt, schrieb Glos: "Bereits vor dem großen Neuanfang in der Bayerischen Staatsregierung und an der Parteispitze hatte ich dir angeboten, auch über mein Ministerium disponieren zu können. Ich bitte dich, mich von meinen Ministerpflichten zu entbinden."

Glos unterrichtete heute Nachmittag Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in einem Telefongespräch von seinem Brief an Seehofer. Den Grund für seinen Schritt nennt der Minister ebenfalls in seinem Brief. Die bayerische Landtagswahl habe gezeigt, "dass Erneuerung, Gestaltungskraft und Glaubwürdigkeit mehr denn je gefragt sind. Zur Glaubwürdigkeit gehört auch, vor der Wahl genau zu wissen, welche Personen nach der Wahl für führende Ämter zur Verfügung stehen. Da ich in diesem Jahr mein 65. Lebensjahr vollende, entspricht es meiner Lebensplanung, nach dem 28. September keinem Kabinett mehr anzugehören."

Deshalb wolle er jetzt vom Amt entbunden werden. In dem Brief macht der als Minister immer wieder in die Kritik geratene Glos auch deutlich, dass er ohne Groll geht: "Die Arbeit als Bundesminister für Wirtschaft und Technologie ist der Höhepunkt meines politischen Lebens, und ich bin dankbar, dass ich die Weichen stellen konnte. Vor allen Dingen war es mir wichtig, in der Finanz- und Wirtschaftskrise wirkungsvolle Maßnahmen, die auch meine Handschrift tragen, rasch durch- und umzusetzen."

Formal ist die Kanzlerin zwar für die Besetzung des Kabinetts zuständig. Dem Wort des CSU-Parteivorsitzenden kommt allerdings eine wichtige Bedeutung für die Besetzung eines der CSU "zustehenden" Ministerien zu. Seehofer sprach sich nun gegen einen Rücktritt von Glos aus, die Grünen-Fraktionsvorsitzende Renate Künast forderte hingegen, Glos' Rücktrittsangebot sofort anzunehmen. "Es ist schädlich für Deutschland, einen Wirtschaftsminister zu halten, der selber meint: "Holt mich hier raus"", erklärte Künast in Berlin. Sogar innerhalb der "in der Finanzkrise total überforderten großen Koalition" sei Glos noch negativ aufgefallen. Der Staatssekretär im Verteidigungsministerium, Christian Schmidt (CSU), sagte in München, er sei von Glos' Ankündigung überrascht. Es sei aber respektabel, wenn jemand über den Zeitpunkt seines Rückzugs selber entscheide.

Glos ist seit 2005 der erste CSU-Bundeswirtschaftsminister in der bundesdeutschen Geschichte. Zuvor hatte der damalige CSU-Chef Edmund Stoiber nach der vorgezogenen Bundestagswahl einen Wechsel als Wirtschaftsminister nach Berlin abgelehnt. Der gelernte Müllermeister Glos gilt als Vertreter einer konservativ ausgerichteten Wirtschaftspolitik, der aber in der großen Koalition nur wenige Akzente setzen konnte. Zu inhaltlichen Auseinandersetzungen kam es häufig mit Umweltminister Sigmar Gabriel (SPD). Vor seiner Tätigkeit als Minister war Glos zwölf Jahre lang Chef der CSU-Landesgruppe.