Der Flughafen in Schönefeld verteuert sich offenbar deutlich. Die Eröffnung musste auf den 17. März 2013 verschoben werden. Der Frust wächst.

Potsdam/Berlin. Die Brandenburger Staatskanzlei hat Vertuschungsvorwürfe im Zusammenhang mit der verschobenen Eröffnung des Flughafens Berlin-Brandenburg als „absurd“ zurückgewiesen. „Die Ampel der Geschäftsführung für den Eröffnungstermin am 3. Juni stand nie auf Rot“, sagte Regierungssprecher Thomas Braune am Dienstag in Potsdam. Von der Absage des Eröffnungstermins im Juni sei der Aufsichtsrat der Flughafengesellschaft am 7. Mai überrascht worden. Nach Informationen der „Berliner Morgenpost“ (Mittwoch) war die Potsdamer Staatskanzlei frühzeitig darüber informiert, dass der Eröffnungstermin des neuen Hauptstadtflughafens am 3. Juni gefährdet war.

Wegen Probleme mit dem Brandschutz sei eine spezielle Arbeitsgruppe unter Leitung des inzwischen entlassenen Technik-Geschäftsführers der Flughafen-Gesellschaft, Manfred Körtgen, eingerichtet worden, erläuterte Braune. Hier sollte das Thema den Angaben zufolge behandelt werden, „bis valide Antworten gegeben werden können, die Gerüchten keinen Vorschub leisten“. Der Vertreter der Staatskanzlei habe „in allen Gremien und in jeder Hinsicht auf lösungsorientierte Transparenz gedrungen“.

Nach Informationen der „Berliner Morgenpost“ war die Gefährdung des Eröffnungstermins zumindest einem Mitarbeiter von Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) spätestens Ende März bekannt. Es habe aber nicht nach außen dringen sollen, schreibt das Blatt, das sich auf einen E-Mail-Wechsel zwischen dem „Flughafen-Koordinator“ der Staatskanzlei und dem Ordnungsdezernenten des Landkreises Dahme-Spreewald beruft.

+++ Warten auf Willy – Hauptstadtflughafen öffnet erst 2013 +++

Flughafen-Koordinator und Dezernent kommen laut Zeitung überein, zu dem heiklen Thema in der Arbeitsgruppe nichts schriftlich zu verfassen. In einer Mail des Staatskanzlei-Vertreters heiße es: „Was wir nicht gebrauchen können, sind Gerüchte, der Flughafen wird bis zum 03.06. nicht fertig.“

Der amtierende Vorsitzende der oppositionellen CDU-Landtagsfraktion, Dieter Dombrowski, sprach von einem möglichen „Vertuschungsversuch“. Parlament und Öffentlichkeit hätten weitaus früher über die Probleme beim Bau des Flughafens informiert werden müssen. Dessen Eröffnung wurde inzwischen auf den 17. März 2013 verschoben. Ausschlaggebend dafür soll die bisher nicht funktionierende Brandschutzanlage sein.

Engpässe am Flughafen Tegel befürchtet

Unterdessen hält die Debatte um die Folgen der verschobenen Inbetriebnahme des neuen Berliner Hauptstadtflughafens weiter an. Deutschlands zweitgrößte Fluggesellschaft Air Berlin will bis zur geplanten Eröffnung in Schönefeld am 17. März 2013 alle bereits geplanten Flüge in Tegel durchführen. Das kann dem Unternehmen zufolge aber nur bei verlängerten Öffnungszeiten gelingen.

Zur vollständigen Übertragung des auf den neuen Flughafen ausgerichteten, erweiterten Flugplans auf Tegel sei die Verlängerung der Öffnungszeiten "zwingend notwendig", sagte Air-Berlin-Chef Hartmut Mehdorn am Dienstag in Berlin. Er fügte hinzu: "Wir wollen keine Flüge absagen." In Tegel herrscht derzeit ein Nachtflugverbot von 23.00 bis 6.00 Uhr.

Die für 3. Juni geplante Inbetriebnahme des neuen Flughafens war nach offiziellen Angaben wegen technischer Schwierigkeiten auf nächstes Jahr verschoben worden. An den stark ausgelasteten alten Flughäfen in Schönefeld und besonders in Tegel wird mit Engpässen gerechnet, da Fluggesellschaften wie Air Berlin, Lufthansa und Easyjet zusätzliche Destinationen in ihr Programm aufgenommen haben.

Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) habe zugesichert, dass auch der Mehrverkehr in Tegel durchgeführt werden könne, sagte Mehdorn und fügte hinzu: "Ich hoffe, dass er sein Wort hält." Definitiv ausschließen könne er zum jetzigen Zeitpunkt aber gar nichts. "Wir können die Situation noch nicht endgültig beurteilen", betonte der Manager.

Zunächst müsse das Ergebnis der Flugplankoordination am Donnerstag in Frankfurt am Main abgewartet werden. Auf der Konferenz werden die Slots, also die Zeitfenster für Starts und Landungen, an deutschen Flughäfen vergeben. Nächste Woche ist Mehdorn nach eigenen Angaben mit Flughafenchef Rainer Schwarz verabredet, um das Problem zu besprechen. Es sei die Aufgabe der Flughafengesellschaft, für ausreichende Kapazitäten zu sorgen, sagte der Air-Berlin-Chef.

Mehdorn schloss aus, auf den Flughafen Schönefeld auszuweichen, wo Air Berlin bislang nicht operiert. "In Schönfeld geht gar nichts." Auch würden keine Air-Berlin-Flüge nach Leipzig verlegt.

Die verpatzte Flughafeneröffnung wird Mehdorn zufolge auch die erwartete Zunahme von internationalen Verbindungen in Berlin zunächst vereiteln. Mitgliedsunternehmen der Luftfahrtallianz One World, deren Mitglied Air Berlin ist, würden Berlin erst mal nicht ansteuern.

Die Kosten, die Air Berlin durch die verspätete Flughafeneröffnung entstehen, wollte Mehdorn noch nicht beziffern. Air Berlin werde aber kein finanzieller Schaden entstehen, da die Kosten der Flughafengesellschaft in Rechnung gestellt würden. Darunter könnten auch Investitionen fallen, die Air Berlin möglicherweise nun in Tegel tätigen muss. (dpa/dapd)