Mögliche Forderungen gegen Betreiber stehen ins Haus. Air Berlin spricht sich gegen eine Eröffnung während der Ferienzeit aus.

Berlin/Potsdam. Schon der Bau des neuen Flughafens im Süden Berlins verschlingt rund 2,5 Milliarden Euro. Die Verschiebung der Eröffnung wirft aber zusätzliche, möglicherweise millionenschwere Schadensersatzansprüche auf. Ein „Exerzierfeld für Juristen“ sieht der Fachanwalt Matthias Druba auf die Beteiligten zukommen, wenn es darum geht, wer am Ende zahlt.

„Umplanung, Stornierung, entgangener Gewinn“ nennt der Anwalt der bundesweit operierenden Sozietät FTP als Stichworte, um die sich im Anschluss an die Verschiebung Schadensersatzforderungen drehen könnten. Möbelpacker, deren Termine geblockt sind, Delikatessenläden, die Frischware geordert haben, sind einige Beispiele für kleine Summen, die von der Flughafen Berlin Brandenburg GmbH (FBB) gefordert werden können. Große Summen kommen zustande, wenn Air Berlin oder Lufthansa beispielsweise ihre Flugpläne umstellen oder gar Tickets erstatten müssen, weil Flüge wegen Überlastung der bestehenden Flughäfen Tegel und Schönefeld nicht in der gebuchten Menge abgewickelt werden können.

Druba räumte ein, ihm sei nicht bekannt, wie die Verträge genau gestaltet seien. In der Regel ließen sich Schadenersatzansprüche durch Verzögerung nur bei unvorhersehbaren Erschwernissen ausschließen. „Brandschutz ist aber vorhersehbar“, sagte Druba. Seltsam erschien ihm auch, dass den direkt Verantwortlichen die Verzögerung erst am Montag offenbar geworden sein soll. Die Regeln ehrbarer Kaufleute beinhalteten, dass der Partner jederzeit „wahrhaft und richtig“ über möglicherweise entstehende Risiken informiert werden müsse.

+++ Berliner Flughafen wird wohl erst im August eröffnet +++

Als mögliche Gegenstrategie der FBB bei der juristischen Aufarbeitung der Verschiebung führte Druba an, dass es am Anfang des Betriebs eventuell gar keinen Gewinn gibt, sondern dass der enorme Aufwand, den die Airlines betreiben, eher zu Verlusten geführt hätte.

Den Fluggästen, die in der bevorstehenden Urlaubssaison nicht vom neuen Airport starten können, dürften dagegen nach Drubas Ansicht kaum Schäden entstehen. Am Ende laufe es vermutlich darauf hinaus, dass sie von einem der beiden alten Airports abheben. „Und dadurch eventuell entstehende höhere Taxikosten können kaum geltend gemacht werden.“ Bei Verspätungen oder Flugausfällen würden die allgemeinen Regeln für Erstattung im Luftverkehr greifen, die die Fluggesellschaften dann wiederum der FBB in Rechnung stellen könnten.

Platzeck: "Darf keine weitere Verzögerung geben"

Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) hat mit Blick auf die verschobene Flughafeneröffnung umgehend Konsequenzen gefordert. „Eine weitere Verschiebung darf es nicht geben“, betonte er am Dienstag in einer Mitteilung. Die Flughafengesellschaft stehe bei den Gesellschaftern Berlin, Brandenburg und dem Bund sowie bei den Menschen im Wort.

So müssten noch heute und in den nächsten Tagen mit den beteiligten Hauptauftragnehmern der einzelnen Gewerke Gespräche geführt werden, betonte er. Die Gesellschafter sollten bis auf weiteres wöchentlich über den Bauablauf unterrichtet werden.

Zudem müssten mit den Airlines schnellstmöglich Lösungen für die Übergangszeit besprochen werden. „Mein Ziel ist es, dass keine Airline ihr angestrebtes Wachstumsziel in Berlin Brandenburg zurückfahren muss“, betonte er. Noch in diesem Jahr verfüge die Hauptstadtregion über einen modernen Flughafen, sicherte er zu .

Die Fluggesellschaft Air Berlin hat Bedenken gegen einen neuen Eröffnungstermin für den Hauptstadtflughafen in der Sommersaison. Die Ferienzeit sei für sie das stärkste Geschäft, sagte Air-Berlin-Sprecher Uwe Berlinghoff am Dienstag der dapd. „Wenn in Berlin (am 3. August, Red.) die Sommerferien enden, heißt das nicht, dass für uns die Saison endet.“

Zum einen dauerten in anderen Ländern die Ferien länger. Zudem wollten viele Urlauber nach der Hochsaison reisen. Air Berlin habe deshalb bereits mit Verhandlungen mit der Flughafengesellschaft FBB aufgenommen. Bereits am Dienstag sei eine Arbeitsgruppe zur Umplanung gebildet worden.

„Um planen zu können, brauchen wir ein neues Eröffnungsdatum“, sagte Berlinghoff. Die FBB hatte zuvor die bisher für den 3. Juni geplante Eröffnung auf einen Zeitpunkt „nach dem Sommer“ verschoben, wie es Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) formulierte.