Im Prozess um den Mordanschlag auf Siegfried Buback hat die Verteidigung eine Aussage der früheren RAF-Terroristin Becker angekündigt.

Stuttgart. Paukenschlag im RAF-Prozess um den Mordanschlag auf Generalbundesanwalt Siegfried Buback: Die Verteidigung kündigte am Donnerstag überraschend eine Aussage der wegen Mittäterschaft angeklagten früheren RAF-Terroristin Verena Becker an. Sie hat in dem seit anderthalb Jahren laufenden Prozess bislang zu den Vorwürfen geschwiegen. „Frau Becker wird sich am 14. Mai zur Sache äußern“, sagte Rechtsanwalt Walter Venedey vor dem Oberlandesgericht (OLG) Stuttgart.

Beckers zweiter Verteidiger Hans Wolfgang Euler ergänzte in einer Verhandlungspause, Becker werde sich etwa 20 Minuten lang „persönlich und im Einzelnen zu den Anklagepunkten äußern“.

Die Bundesanwaltschaft wirft Becker vor, maßgeblich an der Entscheidung für den Mordanschlag auf Buback am 7. April 1977, an der Planung und Vorbereitung des Attentats und an der Verbreitung der Bekennerschreiben mitgewirkt zu haben. In dem seit September 2010 laufenden Verfahren vor dem OLG Stuttgart hat die 59-Jährige bisher eisern zu den Anklagevorwürfen geschwiegen. Als Grund dafür, dass sie nun erstmals aussagen wolle, nannte Euler, dass Becker einiges, was in dem Verfahren gesagt wurde, nicht so stehen lassen wolle. „Sie will sich nicht verstecken“, betonte Euler. Zum Inhalt von Beckers geplanter Aussage bemerkte er vielsagend: „Sie wird sagen: ja oder nein.“

Bundesanwalt Walter Hemberger wertete die Ankündigung positiv. „Eine Einlassung der Angeklagten ist in jedem Fall zu begrüßen“, sagte Hemberger auf dapd-Anfrage und fügte hinzu: „Frau Becker hätte schon zu Beginn des Prozesses etwas sagen können, dann hätten wir uns viel Arbeit erspart.“ In dem Verfahren wird seit mehr als 80 Sitzungstagen verhandelt.

Bis heute ist unklar, welches RAF-Mitglied bei dem Anschlag in Karlsruhe Siegfried Buback und seine beiden Begleiter von einem Motorrad aus erschossen hat. Nebenkläger Michael Buback, der Sohn des Ermordeten, verdächtigt Verena Becker, die Todesschützin zu sein, während die Bundesanwaltschaft dafür bislang keine Anhaltspunkte sieht.

Michael Buback sagte in einer Verhandlungspause: „Ich wünsche mir seit anderthalb Jahren, dass Frau Becker sagt, wo sie am Tattag war.“ Deshalb sei die angekündigte Aussage „sehr gut“ und „sehr wichtig“, da der Prozess belastend für die Angehörigen sei. Zugleich rechnet Buback offenbar aber nicht mit einer Aufdeckung der Täter des Mordanschlags. „Ich habe keine Hoffnung, dass Frau Becker etwas Erhellendes zu den Umständen sagen wird.“ Er sei sich aber sicher, dass Becker wisse, wer die Täter waren.

Auch Nebenklage-Anwalt Jens Rabe sagte, er erwarte die Aussage Beckers mit Spannung, rechne aber nicht mit „sensationellen“ Angaben.

Nach der jüngsten Entwicklung sei mit den Plädoyers in dem Prozess nicht mehr vor den Pfingstferien zu rechnen, hieß es in Kreisen von Verfahrensbeteiligten.