Paris. Der französische Präsidentschaftskandidat François Fillon ist mit neuen Betrugsvorwürfen konfrontiert. Auch seine Wählergunst sinkt.

Das Ermittlungsverfahren gegen den französischen Präsidentschaftskandidaten François Fillon wird ausgeweitet. Die Untersuchungen konzentrierten sich nun auch auf Luxusanzüge, die der konservative Politiker einem Medienbericht zufolge von einem Freund erhalten haben solle, verlautete am Donnerstagabend aus Justizkreisen.

Die Zeitung „Journal du Dimanche“ hatte geschrieben, Fillon habe seit 2012 Anzüge und andere Kleidung im Wert von knapp 50.000 Euro als Geschenke erhalten. Fillon bezeichnete den Bericht als Verleumdungskampagne.

Die französische Staatsanwaltschaft hatte am Dienstag gegen Fillon ein Ermittlungsverfahren wegen seiner Scheinbeschäftigungsaffäre eröffnet. Er wird beschuldigt, seine Frau jahrelang nur zum Schein beschäftigt und dafür Hunderttausende Euro Steuergelder kassiert zu haben. Fillon weist die Anschuldigungen zurück und hält trotz der Ermittlungen an seiner Kandidatur fest.

Fillon schart seine Anhänger um sich

In Sichtweite des Eifelturms hält Francois Fillon seine Kundgebung ab. Der Konservative steht massiv in der Kritik und wird auch von seiner eigenen Partei mit Rücktrittsforderungen überhäuft.
In Sichtweite des Eifelturms hält Francois Fillon seine Kundgebung ab. Der Konservative steht massiv in der Kritik und wird auch von seiner eigenen Partei mit Rücktrittsforderungen überhäuft. © REUTERS | PHILIPPE WOJAZER
Fillon ist Spitzenkandidat der Konservativen für die Präsidentschaftswahlen im April.
Fillon ist Spitzenkandidat der Konservativen für die Präsidentschaftswahlen im April. © REUTERS | PHILIPPE WOJAZER
Er wird wegen des Verdachts der Scheinbeschäftigung seiner Frau auf Parlamentskosten kritisiert. In seiner Partei wollen viele den Zweitplatzierten Alain Juppé an der Spitze sehen.
Er wird wegen des Verdachts der Scheinbeschäftigung seiner Frau auf Parlamentskosten kritisiert. In seiner Partei wollen viele den Zweitplatzierten Alain Juppé an der Spitze sehen. © REUTERS | PHILIPPE WOJAZER
Am Sonntag schaffte Fillon es, Tausende um sich zu versammeln. Die Veranstalter sprachen von 200.000, was von anwesenden Journalisten jedoch stark bezweifelt wurde.
Am Sonntag schaffte Fillon es, Tausende um sich zu versammeln. Die Veranstalter sprachen von 200.000, was von anwesenden Journalisten jedoch stark bezweifelt wurde. © dpa | Thibault Camus
Am Abend kündigte Fillon ebenfalls an, in den Hauptnachrichten auftreten zu wollen.
Am Abend kündigte Fillon ebenfalls an, in den Hauptnachrichten auftreten zu wollen. © REUTERS | PHILIPPE WOJAZER
Francois Fillon mit seiner Frau Penelope und seiner Tochter Marie.
Francois Fillon mit seiner Frau Penelope und seiner Tochter Marie. © REUTERS | PHILIPPE WOJAZER
Penelope Fillon verteidigte das Vorgehen ihres Mannes. Ihre Anstellung sei legal gewesen, sagte sie der Zeitung „Journal du Dimanche“ gegenüber.
Penelope Fillon verteidigte das Vorgehen ihres Mannes. Ihre Anstellung sei legal gewesen, sagte sie der Zeitung „Journal du Dimanche“ gegenüber. © REUTERS | PHILIPPE WOJAZER
Die Gegner in seiner eigenen Partei planen nun einen „respektvollen“ Rücktritt Fillons. Der wiederum scheint nicht an das Aufgeben zu denken.
Die Gegner in seiner eigenen Partei planen nun einen „respektvollen“ Rücktritt Fillons. Der wiederum scheint nicht an das Aufgeben zu denken. © dpa | Thibault Camus
Und auch die Gegner von Fillon schlafen nicht: Protestmarsch gegen den Präsidentschaftskandidaten Fillon.
Und auch die Gegner von Fillon schlafen nicht: Protestmarsch gegen den Präsidentschaftskandidaten Fillon. © dpa | Zacharie Scheurer
1/9

Drei Viertel der Franzosen haben genug von Fillon

Rund fünf Wochen vor der Präsidentenwahl in Frankreich verliert Fillon aber weiter an Rückhalt in der Bevölkerung. Einer Umfrage zufolge sprachen sich 75 Prozent der Wähler für seinen Rückzug aus. Bei fast 90 Prozent der Franzosen gilt der Politiker als nicht aufrichtig, wie aus einer vom Radiosender France Info in Auftrag gegebenen Befragung hervorging.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von X, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Die Ergebnisse zeigen, wie sehr der einstige Favorit im Rennen um das höchste Staatsamt in der Wählergunst gesunken ist. Seit Januar hat der ehemalige Ministerpräsident kontinuierlich an Popularität eingebüßt und dürfte Umfragen zufolge nun bereits bei der ersten Wahlrunde am 23. April ausscheiden.

An Zustimmung gewonnen haben dagegen der frühere Wirtschaftsminister Emmanuel Macron sowie Marine Le Pen vom rechtsextremen Front National.

Macron wohl in Stichwahl vor Le Pen

Der jüngsten Opinionway-Umfrage zufolge legt Le Pen in der ersten Runde einen Punkt zu und kommt auf 28 Prozent. Macron verharrt bei 25 Prozent. Fillon gewinnt ebenfalls einen Punkt auf 20 Prozent. Bei Ipsos geht Le Pen in der ersten Runde unverändert mit 27 Prozent als Siegerin hervor. Macron ist ihr mit 26 Prozent (plus ein Punkt) dicht auf den Fersen. Fillon kommt wie zuvor auf 17,5 Prozent.

Die Ergebnisse beider Institute weisen darauf hin, dass Macron sich in der Stichwahl am 7. Mai gegen Le Pen durchsetzen wird: Bei Opinionway mit 59 zu 41 Prozent. Bei der Ipsos-Erhebung, die von der Tageszeitung Le Monde veröffentlicht wurde, ist der Sieg Macrons mit 61 Prozent noch deutlicher. Le Pen käme hier auf 39 Prozent. (dpa/rtr)