Athen . Es geht um insgesamt 6,2 Milliarden Euro. Fahimi drängt Merkel zu Ende der Grexit-Debatte. Lange Schlangen vor wiedereröffneten Banken.

Griechenland hat nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur am Montag seine Schulden an die Europäische Zentralbank EZB und den Internationalen Währungsfonds IWF überwiesen. Das erfuhr die dpa aus Kreisen des Finanzministeriums in Athen. Es handele sich um rund 4,2 Milliarden Euro für die EZB sowie rund zwei Milliarden Euro für den IWF. Diese IWF-Tilgungsrate hätte eigentlich Anfang des Monats bezahlt werden müssen. „Die Überweisung wird einige Stunden dauern, bis das Geld überall ankommt“, sagte ein Funktionär unter der Bedingung der Anonymität.

Fahimi drängt Merkel zu Ende der Grexit-Debatte

Derweil erwartet SPD-Generalsekretärin Yasmin Fahimi von Kanzlerin Angela Merkel (CDU), dass sie für ein Ende der Debatte über ein Ausscheiden Griechenlands aus der Eurozone sorgt. „Ich gehe davon aus, dass Frau Merkel natürlich darauf hinwirken wird, dass diese Spekulationen um einen vielleicht doch noch möglichen und temporären "Grexit" jetzt beendet werden“, sagte Fahimi am Montag in Berlin. „Das schadet sonst der politischen Führung unseres Landes.“ Beschädigt werde andernfalls auch die gemeinsame Linie, die man mit Frankreich für Europa gefunden habe.

Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) hatte in den vergangenen Tagen mehrfach einen zeitweisen Ausstieg Griechenlands aus der Eurozone als mögliche Option zur Lösung der Krise genannt - auch nachdem sich die Beteiligten bereits auf neue Verhandlungen über ein Hilfspaket für Griechenland verständigt hatten.

Fahimi zeigte sich „irritiert“ über Schäubles Äußerungen. „Die Entscheidung ist getroffen und nun müssen sie alle mittragen.“ Sie könne nur jedem Regierungsmitglied raten, keine weiteren Zweifel an der getroffenen Vereinbarung zu schüren.

Chronologie der Griechenland-Krise

März 2010

Das Parlament in Athen verabschiedet ein erstes massives Sparprogramm, das unter anderem Steuererhöhungen sowie das Einfrierender Renten vorsieht. Massenproteste folgen. Die Eurostaaten sagen ein erstes Hilfspaket unter Beteiligung des Internationalen Währungsfonds(IWF) zu.

April/Mai 2010

Griechenland beantragt offiziell ein Hilfsprogramm. Die Eurogruppe beschließt Notkredite in Höhe von 110 Milliarden Euro und verlangt im Gegenzug einen harten Sparkurs.

Oktober 2011

Ein zweites Rettungspaket wird beschlossen:Griechenlands private Gläubiger sollen freiwillig einem Schuldenschnitt von 50 Prozent zustimmen. Zudem soll es Kredithilfen von 100 Milliarden Euro geben und Garantien von 30 Milliarden Euro, mit denen der Schuldenschnitt begleitet wird.

Februar/März 2012

Das griechische Parlament stimmt einem weiteren Sparpaket zu, das auf Druck der internationalen Geldgeber mehrfach verschärft wird.

November 2012

Athen billigt abermals ein Sparpaket als Voraussetzung für weitere Hilfen. Ein drittes Rettungspaket ist im Gespräch. Die Eurogruppe signalisiert, dass weitere Hilfen möglich sind - aber erst, wenn das laufende Hilfsprogramm erfolgreich beendet wird.

Juli 2013

Und wieder muss Athen neuen Sparmaßnahmen zustimmen. Siesehen unter anderem die Entlassung von 15 000 Staatsbediensteten vor. Bei weiteren 25 000 Beamten werden die Einkommen gekürzt.

Januar 2015

Die Linkspartei Syriza unter Alexis Tsipras gewinnt die Parlamentswahl. Seine Popularität verdankt er der Ablehnung desvereinbarten Sparkurses.

Februar 2015

Die Euro-Finanzminister verlängern das - bereits einmal verlängerte - Hilfsprogramm von Ende Februar bis Ende Juni 2015.

März 2015

Athen legt eine Liste mit Reformen vor, die pro Jahr drei Milliarden Euro einbringen sollen. Es geht vor allem um den Kampf gegen Steuerhinterziehung. Die internationalen Geldgeber halten die Liste für unzureichend und verlangen Nachbesserungen.

Mai 2015

Das Tauziehen um Reformen geht weiter. Die Finanznot in Athen wird immer größer. Die Regierung sucht nach Geld, um Kreditschulden beim Internationalen Währungsfonds bezahlen zu können.

Juni 2015

Der IWF erlaubt Griechenland, insgesamt vier im Juni fällige Kredite erst Ende des Monats zurückzuzahlen. Athen legt neue Reformvorschläge vor, Krisentreffen auf Spitzenebene bleiben aber ergebnislos. Tsipras schlägt überraschend vor, das griechische Volk über die Sparvorschläge der Geldgeber abstimmen zu lassen und wirbt für ein negatives Votum. Die Eurogruppe erklärt die Verhandlungen für gescheitert, das Hilfsprogramm wird nicht verlängert.

13. Juli 2015

Der Grexit ist vorerst abgewendet. Beim Euro-Gipfel in Brüssel einigen sich die Regierungschefs mit Griechen-Premier Alexis Tsipras auf ein Reform- und Sparprogramm. Der Finanzbedarf der Griechen wird auf 82 bis 86 Milliarden Euro in den nächsten drei Jahren taxiert. Die Parlamente in den Euro-Ländern müssen noch zustimmen.

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Lange Warteschlangen vor den Banken

Unterdessen haben die griechischen Banken am Montag nach dreiwöchiger Schließung wieder aufgemacht. Angesichts des Schuldendramas ihres Landes können die Griechen jedoch weiterhin nur 60 Euro abheben. Dies gilt nach neuesten Angaben der Bankenunion sowohl am Schalter als auch am Automaten. Die Kunden können am kommenden Freitag auch gebündelt 300 Euro holen, falls sie in den Tagen zuvor nichts abgehoben haben. Kommende Woche soll dieser Betrag auf 420 Euro (sieben Tage mal 60 Euro) angehoben werden. Zugleich wurde das Leben teurer - auf Druck der internationalen Geldgeber wurde die Mehrwertsteuer für Lebensmittel und Dienstleistungen von 13 auf 23 Prozent angehoben.

Vor den meisten Banken bildeten sich am Morgen lange Warteschlagen. Meist waren es Kunden ohne Bankkarten. Andere beglichen ihre Strom- und Wasser-Rechnungen. Zudem waren es kleinere und mittlere Unternehmer, die Geld an ihre Lieferanten überweisen oder Schecks auf ihre Konten einzahlen wollten, wie ein Angestellter der Bank of Piräus der Deutschen Presse-Agentur erklärte. An die Kunden wurden von Bankmitarbeitern Prioritätenkärtchen ausgegeben. Seit Montag können die Griechen auch wieder ohne Kontrollen an ihre Bank-Safes.

Die Europäische Zentralbank hatte zuvor die Nothilfen für die griechischen Geldhäuser um 900 Millionen Euro erhöht. Die Banken waren seit dem 29. Juni geschlossen.