Soll das Land den Euro aufgeben? Für Berlin scheint das jetzt eine Option zu sein

Berlin. Die Diskussion über einen Austritt Griechenlands aus der Euro-Zone ist so alt wie die Krise in dem südeuropäischen Land. Inzwischen scheinen sogar Bundeskanzlerin Angela Merkel und Finanzminister Wolfgang Schäuble (beide CDU) bereit zu sein, ein solches Szenario zu akzeptieren, falls eine von einem Linksbündnis geführte Regierung in Griechenland den von ihnen geprägten Sparkurs kippt. Trotzdem ist die Diskussion über den sogenannten „Grexit“ riskant.

In Griechenland ist die Nervosität schon jetzt groß, die Leute haben Angst um ihr Geld. Bereits im Dezember haben die Griechen 2,5 Milliarden Euro von den Banken abgehoben – 500 Millionen mehr als im gleichen Monat des Vorjahres. „Nun fällt auch das Wort „Grexit“. Das könnte Panik auslösen.

Auch die Banken sind alarmiert. „Wir sorgen dafür, dass unsere Geldautomaten gut bestückt sind“, sagt ein Direktor einer Bank in Athen. Schon ein paar defekte oder leere Geldautomaten könnten einen sogenannten „Bank-Run“, einen Ansturm auf die Banken, auslösen. Der mit harten Bandagen geführte Wahlkampf zwischen dem konservativen Regierungschef Antonis Samaras und dem Chef der linken Oppositionspartei Syriza, Alexis Tsipras, vergrößert die Unsicherheit. Tsipras liegt in den Umfragen vorne. Er sieht in „Grexit“ ein Schreckgespenst seiner Gegner zur Wählerverunsicherung. Samaras wirft Tsipras vor, eine Rückkehr zur alten Währung, der Drachme, provozieren zu wollen.

Dass sich jetzt auch noch die Deutschen wieder einmal einzumischen scheinen, könnte zumindest bei einem großen Teil der Griechen zu einer Trotzreaktion führen. Mehr als die Hälfte von ihnen leidet schwer unter dem Sparkurs. Jeder Vierte ist ohne Job. Ganze Familien leben von der Rente der Oma. Ärzte und andere hoch qualifizierte Menschen wandern aus.

Die Diskussion ist für Merkel aber auch innenpolitisch nicht ohne Risiko. Der erste Applaus dafür kam erwartungsgemäß ausgerechnet von der AfD, die sich in ihrer Euro-kritischen Politik bestätigt fühlt. „Ich begrüße die späte Einsicht von Frau Merkel und Schäuble, dass ein Austritt Griechenlands aus dem Euro verkraftbar wäre“, sagte der Vorsitzende der Alternative für Deutschland (AfD), Bernd Lucke.

Noch drastischer ist in dieser Frage Tschechiens Präsident Milos Zeman. „Griechenland sollte aus der Euro-Zone – nicht der EU – ausgeschlossen werden, weil es nur durch Betrug, die Fälschung von Statistiken, hineingekommen ist“, sagt der 70 Jahre alte Linkspolitiker der Zeitung „Pravo“. Tschechien selbst will den Euro nicht vor 2020 einführen.