Neue Kämpfe zwischen Regierung und Rebellen im Ost-Kongo. Tausende Menschen auf der Flucht. Rebellen kündigen weiteren Vormarsch an.

Goma. Kurz nach der Aufgabe Gomas sind die Regierungstruppen im Großraum der ost-kongolesischen Millionenstadt zur Gegenoffensive übergegangen. Die Kämpfe gegen die Rebellen-Bewegung M23 tobten am Donnerstag rund um die nahegelegene Stadt Sake, die die Aufständischen am Mittwoch kampflos eingenommen hatte. Tausende Einwohner Sakes suchten nach Beobachtungen eines Reuters-Korrespondenten ihr Heil in der Flucht. Derweil lehnte die M23 die auch von Deutschland unterstützte Forderung nach einem Rückzug aus der an Ruanda grenzenden Metropole Goma ab. Sie drohte mit ihrem weiteren Vormarsch, falls Präsident Joseph Kabila nicht Friedensverhandlungen aufnehme.

Die Kämpfe um Sake begannen nach Darstellung der M23 am Mittwochabend. „Es gibt keine Probleme, es ist einfach Krieg“, sagte ein Sprecher der Rebellen. Die Rebellenbewegung schickte Lastwagenladungen voller Kämpfer nach Sake. „Wir bleiben in Goma und warten auf Verhandlungen“, sagte M23-Politchef Jean-Marie Runiga am Donnerstag. Er äußerte zudem Zweifel an der Zusage Kabilas, die Forderungen der Bewegung zu prüfen.

Die M23-Kämpfer hatten Goma an der Grenze zu Ruanda am Dienstag eingenommen, nachdem Regierungssoldaten abgezogen waren und UN-Friedenstruppen den Versuch aufgegeben hatten, die Stadt zu verteidigen. Seitdem haben die Rebellen auch die 25 Kilometer entfernte und an einer wichtigen Fernstraße liegende Stadt Sake eingenommen. Sie haben angekündigt, die gesamte Demokratische Republik Kongo „zu befreien“.

Am Mittwoch hatten die Nachbarstaaten den Abzug der M23 aus Goma und das Ende ihres Vormarsches gefordert. Kabila bot den Rebellen im Gegenzug an, ihre Beschwerden zu prüfen. Die Forderungen nach einem Abzug aus Goma machte sich auch Bundesaußenminister Guido Westerwelle zueigen. „M23 muss sich aus Goma zurückziehen, die militärische Offensive beenden und die territoriale Integrität des Kongo achten. Eine weitere Destabilisierung im Osten des Landes müsse verhindert werden.

Die Rebellenbewegung leitet ihren Namen aus dem Friedensabkommen vom 23. März 2009 ab. Die Übereinkunft sah die Eingliederung der damaligen Rebellen in die kongolesischen Streitkräfte vor. Aus Sicht der Aufständischen hat die Regierung den Vertrag gebrochen. Die Gruppe versucht, aus der allgemeinen Unzufriedenheit über das langsame Reformtempo Kapital zu schlagen und ist bemüht, ihre Basis zu verbreitern,

Vermutlich werden die Kämpfer von Ruanda unterstützt, was die dortige Regierung indes bestreitet. Die Region ist reich an Bodenschätzen wie Gold, Diamanten und Zinn. Auch das vor allen für die Herstellung von Handys und Laptops benötigte Erz Koltan wird in Kongo gefördert. Die Regierung von Präsident Kabila hat direkte Verhandlungen mit der Gruppe M23 mehrfach abgelehnt.