In einer Umfrage liegt Mitt Romney vor Amtsinhaber Barack Obama. Herausforderer: Außenpolitik des Präsidenten “gescheitert“.

Washington. Einen Monat vor der US-Präsidentenwahl ist der Vorsprung von Amtsinhaber Barack Obama aufgebraucht. Sein republikanischer Herausforderer Mitt Romney ist in einer nationalen Wählerbefragung erstmals am bislang führenden Obama vorbei gezogen. Bei den Wählern, die voraussichtlich ihre Stimme abgeben werden, kam Romney in der Umfrage des renommierten Pew Research Center auf 49 Prozent. Für Obama würden dagegen nur 45 Prozent der Befragten stimmen. Allerdings soll Obama in den neun US-Bundesstaaten weiter vorn liegen, die als wahlentscheidend gelten. In der Woche zuvor hatte Obama während des ersten TV-Rededuells der beiden Kandidaten nach Ansicht vieler Kommentatoren überraschend unmotiviert gewirkt und Romney das Feld überlassen.

Auch andere Umfrageinstitute wie etwa Gallup verzeichnen nach der Debatte wachsenden Zuspruch für Romney. Allerdings sind die Werte in diesen Umfragen derart knapp, dass die Abstände zwischen den Kandidaten im Bereich des statistischen Irrtums liegen. Alles deutet darauf hin, dass es am6. November eine extrem spannende Wahlnacht geben wird.

Die "Washington Post" sieht in der Pew-Umfrage einen gewaltigen Motivationsschub für das Romney-Lager. Die Zeitung erinnerte zugleich daran, dass vor der Wahl 2004 der demokratische Bewerber John Kerry nach der Fernsehdebatte in Umfragen klar vorn lag. Am Ende machte aber doch der Amtsinhaber George W. Bush das Rennen. Zudem haben laut der aktuellen Umfragen fast zwei Drittel (62 Prozent) der Wahlberechtigten Zweifel, ob Romney seine Versprechen auch tatsächlich halten kann. Obamas größtes Manko ist aus Sicht der Befragten der schlechte Zustand der US-Wirtschaft. Mehr als die Hälfte der Befragten (54 Prozent) gehen davon aus, dass der Demokrat kein Rezept für den Aufschwung hat.

Romney kritisierte nun zunehmend Obamas Außenpolitik. Laut Umfragen ist der Präsident auf diesem Feld derzeit klar im Vorteil. In einer außenpolitischen Grundsatzrede verlangte sein Herausforderer nun mehr Druck auf den Iran im Atomstreit und bekräftigte den globalen Führungsanspruch der USA. "Das 21. Jahrhundert kann und muss ein amerikanisches Jahrhundert sein." Der Präsident habe in der Außenpolitik versagt. Die "Washington Post" bescheinigte Romney, seine Kritik an Obamas Reaktion auf den Arabischen Frühling sei "stimmig und kraftvoll".

In einer Rede im Militär-College in Lexington sprach Romney sich zudem energisch gegen Einsparungen im US-Militärhaushalt und für eine stärkere Bewaffnung der Rebellen in Syrien aus. Diese müssten "die Waffen bekommen, die sie brauchen", um die Assad-Truppen zu besiegen. Allerdings forderte Romney nicht, dass die USA selbst Waffen liefern sollten.

Im nun wieder spannender gewordenen Wahlkampf gibt es als nächsten Höhepunkt das einzige TV-Duell zwischen den Vizepräsidentschaftskandidaten. Romneys Kandidat, der Abgeordnete Paul Ryan, wird morgen auf Joe Biden treffen. Am nächsten Dienstag kommt es dann zum zweiten Schlagabtausch vor laufenden Kameras zwischen Obama und Romney.