In Peshawar ist der Fahrer eines Fernsehteams getötet worden. Nach dem Freitagsgebet wird mit weiteren Protesten gerechnet.

Islamabad. Bei den Protesten gegen ein islamfeindliches Mohammed-Video in Pakistan hat es einen Toten gegeben. In der Provinzhauptstadt Peshawar im Nordwesten des Landes starb am Freitag der Fahrer eines Fernsehteams, als auf das Auto geschossen wurde, wie ein Sprecher des Senders ARY News mitteilte. Die Reporter seien auf dem Weg zu einem Kino gewesen, dass zuvor von Demonstranten in Brand gesteckt worden sei. In ganz Pakistan haben politische und religiöse Gruppen zu Protesten nach den Freitagsgebeten aufgerufen.

Aus Protest hat die pakistanische Regierung am Freitag den amerikanischen Botschafter einbestellt. Wie das staatliche Fernsehen berichtete, wurde die US-Regierung in einem offiziellen Schreiben an Botschafter Richard Hoagland zum Handeln gegen die Produzenten des „frevelhaften Films“ über den Propheten Mohammed aufgefordert. Zudem solle sich Washington dafür einsetzen, dass der Streifen von der Internetplattform YouTube gelöscht werde.

Weitere Proteste nach Freitagsgebet erwartet

Nach der Veröffentlichung von Mohammed-Karikaturen in dem französischen Satire-Magazin ”Charlie Hebdo werden in der islamischen Welt im Anschluss an die Freitagsgebete wieder heftige Proteste erwartet. In Nordafrika wurden vorsorglich zahlreiche französische Institute und Schulen geschlossen. Die USA machten ihre Vertretungen in Indonesien dicht. Auch zahlreiche deutsche Botschaften bleiben komplett geschlossen.

Auch in Deutschland sind Protestkundgebungen geplant. So wollen in Freiburg Muslime gegen die Verunglimpfung des Propheten auf die Straße gehen. Die Polizei rechnet mit 800 Teilnehmern und erwartet einen friedlichen Verlauf. In Münster will ein Verein unter dem Motto „Gegen den religionsbeleidigenden Film im Internet“ in der Innenstadt demonstrieren. Auch in Hannover und Cuxhaven sind Kundgebungen geplant, wie eine dpa-Umfrage ergab.

In vielen islamischen Ländern rund um den Globus kocht seit mehr als einer Woche Wut über ein im Internet verbreitetes Mohammed-Schmähvideo hoch. Etliche Menschen starben bei Krawallen. Davon unbeeindruckt provoziert das französische Magazin „Charlie Hebdo“ in seiner aktuellen Ausgabe mit seitenweise Karikaturen, die den Propheten auch nackt und in unsittlichen Posen zeigen.

Am Donnerstag versuchten in Teheran Hunderte Islamisten, die französische Botschaft zu stürmen. Auch in Afghanistan gingen aufgebrachte Muslime gegen das Video und die Mohammed-Karikaturen auf die Straße. Vor dem Botschaftsviertel in pakistanischen Islamabad gab es ebenfalls Unruhen. Der pakistanische Premierminister Raja Pervez Ashraf erklärte den Freitag zum landesweiten Feiertag zu Ehren des Propheten. Das US-Außenministerium warnte aus Angst vor Massenausschreitungen vor Reisen in das Land.

In Tunesien verbot die Regierung aus Furcht vor gewalttätigen Ausschreitungen alle für Freitag geplanten Demonstrationen und Versammlungen. Bei Zuwiderhandlungen werde die Polizei konsequent eingreifen, warnte das Innenministerium am Donnerstag. Notfalls könnten die Sicherheitskräfte auch von Waffengewalt Gebrauch gemacht.

Schmähvideo bleibt auf Plattform YoutTube

Eine US-Schauspielerin, die an dem Film „Unschuld der Muslime“ mitgewirkt hatte, scheiterte am Donnerstag mit dem Versuch, das Schmähvideo von der Internet-Plattform YouTube entfernen zu lassen. Ein Gericht in Kalifornien lehnte ihren Antrag auf Erlass einer Einstweiligen Verfügung ab, wie die „Los Angeles Times“ berichtete.

Klägerin Cindy Lee Garcia hatte am Mittwoch auch den mutmaßlichen Produzenten des Streifens, den radikalen koptischen Christen Nakoula Basseley Nakoula, verklagt. Sie wirft im Betrug, Verleumdung und Zufügung seelischer Schmerzen vor. Nakoula habe ihr gegenüber behauptet, er arbeite an einem Abenteuerfilm, der im alten Ägypten spielen solle.

Die Proteste gegen den Film hatten am Dienstag vergangener Woche in Ägypten und Libyen begonnen. Bei einem Angriff auf das US-Konsulat im ostlibyschen Bengasi wurden Botschafter Chris Stevens und drei weitere Amerikaner getötet. Erstmals bezeichnete die US-Regierung die Tat nun als Terrorismus. Es sei offensichtlich, dass die Tötung Stevens auf das Konto von Terroristen gehe, sagte Regierungssprecher Jay Carney am Donnerstag in Washington. Die Ermittler hätten bislang aber keine Anhaltspunkte dafür, dass es sich um einen länger geplanten Terrorakt gehandelt haben könnte. Vielmehr hätten die Täter die Gelegenheit des Augenblicks genutzt.