Nach der Veröffentlichung von Mohammed-Karikaturen in einer Satirezeitung, schließt Frankreich 20 Einrichtungen in muslimischen Ländern.

Aus Angst vor erneuten Ausschreitungen nach der Veröffentlichung von Mohammed-Karikaturen in der französischen Satirezeitung „Charlie Hebdo“ schließt Paris weltweit rund 20 Botschaften, Konsulate und Schulen in muslimischen Ländern. Die diplomatischen Vertretungen sollten am kommenden Freitag geschlossen bleiben, kündigte Außenminister Laurent Fabius am Mittwoch im Radiosender France Info an. Er sei besorgt über die Sicherheitslage und habe angeordnet, „in all jenen Ländern, in denen es zu Problemen kommen könnte, die Sicherheitsmaßnahmen zu verschärfen“.

Die französische Botschaft in der indonesischen Hauptstadt Jakarta sei bereits geschlossen worden, berichtete die Tageszeitung „Le Monde“ am Mittwoch auf ihrer Internetseite. Auch die Botschaft in Tunis sowie zehn französische Schulen in Tunesien blieben von Mittwochnachmittag bis Montagmorgen geschlossen. „Das ist eine Vorsichtsmaßnahme. Wir haben keine direkte Bedrohung erhalten“, zitierte „Le Monde“ aus einer Stellungnahme der Botschaft. Außerdem sprach das französische Außenministerium eine Reisewarnung für muslimische Staaten aus und forderte Franzosen in diesen Ländern zu „erhöhter Wachsamkeit“ auf.

„Charlie Hebdo“ druckte am Mittwoch eine Reihe von Zeichnungen, die sich auf den islamfeindlichen Schmähfilm beziehen, der in den vergangenen Tagen bereits schwere Ausschreitungen in zahlreichen muslimischen Ländern ausgelöst hatte. Das Wochenblatt, das schon mehrfach mit islamkritischen Karikaturen Proteste hervorgerufen hatte, widmete dem Film mehrere Seiten. Auf dem Titel ist die Karikatur eines Muslims mit Turban im Rollstuhl zu sehen, der von einem orthodoxen Juden geschoben wird.

„Man darf sich nicht lustig machen“, wird den beiden Figuren in einer Sprechblase in den Mund gelegt. Darüber prangt der Titel „Intouchables 2“ in Anlehnung an den beliebten Film „Intouchables“ (Die Unantastbaren), der in Deutschland als „Ziemlich beste Freunde“ in die Kinos kam. Auf den Innenseiten ist ein Muslim zu sehen, der ähnlich wie beim Oscar verkündet: „Die Nominierten für den besten anti-islamischen Film sind...“.

Charlie Hebdo“ war bereits am frühen Mittwochmorgen an den Zeitungskiosken ausverkauft, auch im Internet konnte die Seite nicht mehr geöffnet werden. Die Polizei sicherte das Redaktionsgebäude der Zeitung und stellte den Zeichner, der den Künstlernamen Charb trägt, unter Personenschutz.

Regierungschef Jean-Mary Ayrault warnte vor „Auswüchsen“ der Meinungsfreiheit, die die Achtung der Religionen verletzten. Bereits im November 2011 war es zu massiven Protesten vor der Redaktion von „Charlie Hebdo“ gekommen, nachdem das Wochenblatt eine Sonderausgabe dem islamischen Recht, der Scharia, gewidmet hatte.

Angesichts der gewaltsamen Proteste gegen den Film im Ausland ordnete Fabius strengere Sicherheitsmaßnahmen vor den diplomatischen Vertretungen in einigen Ländern an. „Ist es klug, in diesem Zusammenhang Öl ins Feuer zu gießen?“, fragte Fabius im Radiosender France Info. „Die Antwort ist nein.“ Der Leiter der großen Moschee von Paris, Dalil Boubakeur, sprach in einer Pressekonferenz von einer „völlig verantwortungslosen Initiative“.

Charb verteidigte die neuesten Karikaturen im Radiosender RTL. „Wir rufen Polemik hervor, egal, was wir machen“. Nach der Frage, ob Mohammed als Karikatur gezeigt werden dürfe, stelle sich die Frage, ob Muslime oder Menschen überhaupt gezeichnet werden dürften. „Zum Schluss zeigen wir nichts mehr und die Handvoll Extremisten, die auf der Welt und in Frankreich agieren, haben gewonnen“, sagte Charb.

Am Samstag hatten die Proteste gegen den Film Frankreich erreicht: Rund 250 Muslime demonstrierten vor der US-Botschaft, nachdem sie über Netzwerke wie Facebook dazu aufgerufen worden waren. Eine weitere für kommenden Samstag angemeldete Demonstration werde die Regierung verbieten, kündigte Premierminister Jean-Marc Ayrault auf RTL an.