Frankreich und USA halten Einrichtungen in islamischen Ländern geschlossen. Westerwelle warnt vor “Mohammed“-Titel der “Titanic“.

Berlin. Die Regierungen in den Hauptstädten der westlichen Welt sind alarmiert: Die im französischen Satire-Magazin "Charlie Hebdo" veröffentlichten Mohammed-Karikaturen könnten nach den heutigen Freitagsgebeten zu neuen blutigen Protesten in islamisch geprägten Ländern führen. Sie waren vor gut zehn Tagen nach der Veröffentlichung eines Mohammed-Videos aufgeflammt.

In Nordafrika wurden zahlreiche französische Institute und Schulen vorsorglich geschlossen. Die USA schlossen ihre Vertretungen im muslimischen Indonesien. Auch Deutschland wappnet sich. Außenminister Guido Westerwelle (FDP) kündigte für heute die Schließung deutscher Botschaften in islamischen Ländern an. Der pakistanische Premierminister erklärte den Freitag zum landesweiten Feiertag zu Ehren des Propheten. In Teheran versuchten bereits gestern Hunderte Islamisten, Frankreichs Botschaft zu stürmen. Die Angreifer riefen Slogans wie: "Wir werden kämpfen, wir werden sterben, aber wir werden niemals Schande über uns bringen lassen." Auch in Afghanistan kam es gestern zu ersten Protesten, die sich nicht mehr nur gegen das islamfeindliche Video aus den USA, sondern auch gegen die Karikaturen im Magazin "Charlie Hebdo" richten. Vor dem Botschaftsviertel in Islamabad gab es am Nachmittag Unruhen.

Allen Befürchtungen zum Trotz will das französische Magazin heute eine zweite Auflage an die Kioske bringen. Die ersten 75 000 Exemplare der Zeitschrift mit den Mohammed-Karikaturen waren noch am Erscheinungstag vergriffen. Das deutsche Satiremagazin "Titanic" kündigte an, am 28. September das Bild eines islamischen Kriegers mit Ex-Präsidenten-Gattin Bettina Wulff im Arm auf dem Titelbild abzudrucken. Die Schlagzeile unter dem schon im Internet abrufbaren Bild lautet: "Der Westen in Aufruhr: Bettina Wulff dreht Mohammed-Film!"

Bundesaußenminister Guido Westerwelle warnte davor, den Protesten neuen Zündstoff zu geben. "Meinungsfreiheit ist nicht die Freiheit, Andersgläubige zu beleidigen, zu beschimpfen oder zu verunglimpfen", sagte er. Alle, die sich auf das hohe Gut der Meinungsfreiheit beriefen, müssten auch ihre Verantwortung kennen. "Nicht derjenige ist der größere Freigeist, der jetzt aus ganz anderen Gründen auch noch Öl ins Feuer gießt", antwortete Westerwelle auf eine Frage zum "Titanic"-Titel.

Auch in deutschen Städten wollen am Wochenende Muslime gegen die Beleidigung des Propheten auf die Straße gehen, darunter in Freiburg, Karlsruhe und Dortmund. Das Bundesinnenministerium stoppte eine unter Muslimen umstrittene Plakataktion, die sich gegen eine islamistische Radikalisierung Jugendlicher wendet.