Genau 36 Stunden hat es gedauert – und der Mann, der sich selbst mit Gott, Napoleon oder einem Heiligen verglich, schlug wieder mit der verbalen Axt zu. Dieses Mal traf sie Barack Obama. Die Rede ist von Silvio Berlusconi, Ministerpräsident von Italien. Erste Proteste lassen nicht lange auf sich warten.

Moskau. Es geschah in Moskau bei einem Treffen mit Russlands Präsidenten: Neben dem gequält lächelnden Dmitri Medwedew nannte charming Berlusconi den künftigen Mann im Weißen Haus "jung, schön und auch braun gebrannt". Ein Sturm der Entrüstung brach aus. Doch Berlusconi, für seine Schlagfertigkeit bekannt, machte unbeirrt weiter: "Das war ein Kompliment, wer das nicht versteht, der gehe zum...."

Berlusconis Kollegen in Italien reagierten entsetzt. In den USA sei dies nicht nur politisch unkorrekt, sondern eine Beleidigung. "Signor Ministerpräsident, der einzige Gebräunte hier sind Sie", meinte bitter-ironisch der aus dem Kongo stammende linke Abgeordnete, Leonard Touadi. Berlusconi verteidigte sich und verstand die "Aufregung" so gar nicht. "Warum nehmen sie das negativ auf?" fragte der 72-Jährige seine Kritiker. "Wenn sie das Laster haben, keinen Humor zu haben, umso schlimmer für sie", wurde er von der italienischen Nachrichtenagentur ANSA zitiert. Seine Kritiker nannte er ferner "Blödmänner, von denen es zu viele gibt."

Am Tiber ging der Oppositionsführer Walter Veltroni, der sich selbst gern "Italiens Obama" nennen lässt, vor die Kameras: "Bild und Würde Italiens sind schwer beschädigt." Berlusconi solle sich entschuldigen - und zwar "subito" (sofort). Weniger diplomatisch äußerten sich Demonstranten, die am Freitag in Rom gegen die Bildungspolitik der Regierung Berlusconi auf die Straße gingen. Ein Student trug ein Plakat mit der Aufschrift: "Besser gebräunt als ein kahlköpfiger Zwerg."

Auch die New York Times und CNN "New York Times" und CNN griffen die Entgleisung genüsslich auf, nach dem Motto etwa: Hier haben wir ihn wieder, den Mann, der sich doch auch schon selbst mit Gott, Napoleon oder einem Heiligen verglichen hatte. Die römische Tageszeitung "La Repubblica" hob Berlusconis "rassistischen Witz" in großen Lettern auf die Titelseite und berichtete auch von ersten Protesten in den USA.

Daran dürfte der konservative Medienzar kaum denken. Schon mit dem offiziellen Glückwunsch an den nächsten US-Präsidenten hatte sich der Vertraute von George W. Bush Zeit gelassen und schwergetan. Und auch als in den USA noch der Wahlkampf tobte, hatte der 72-Jährige mit der immer frisch gefärbten Schläfe und dem Sonnenstudio-Look in einer typischen Bemerkung klar gemacht, wen er gern im Weißen Haus sehen würde - John McCain.

Ein Grund: Dann wäre er, Silvio Berlusconi, beim nächsten G8-Gipfel auf der italienischen Insel La Maddalena wenigstens nicht der älteste unter den Staatschefs - sagte der Mann, der auch schon damit prahlte, er habe bei der finnischen Präsidentin Tarja Halonen alle "Playboy"-Künste aufgeboten, um sie auf seine Seite zu ziehen.