Obamas Wahlkampfteam sorgt für volle Ränge in Charlotte - Republikaner planen Gegenkampagne während des Parteitags der Demokraten

Toledo/USA/Charlotte/Greenville. Für US-Präsident Barack Obama hat die bislang wichtigste Woche im Kampf um eine zweite Amtszeit begonnen. Mit einem öffentlichkeitswirksamen Parteitag in Charlotte (North Carolina) wollen seine Demokraten von Dienstag an die US-Bürger zur Wiederwahl des 51-Jährigen bewegen. Zahlreiche hochkarätige Redner sollen Obama gegenüber seinem republikanischen Herausforderer Mitt Romney den Rücken stärken, darunter die Ex-Präsidenten Jimmy Carter und Bill Clinton. Am Mittwoch wird der Amtsinhaber formell als Kandidat für die Wahl am 6. November nominiert. Seine mit Spannung erwartete Antrittrede ist zum Abschluss am Donnerstag geplant.

+++Barack Obama liegt in Umfragen wieder vorn+++

Vor Beginn des Parteitags der US-Demokraten in Charlotte hat Präsident Barack Obama seine Anhänger auf harte Angriffe der Republikaner eingestimmt. „Die andere Seite wird mehr Geld ausgeben, als wir jemals gesehen haben, eine Lawine an negativen Werbespots und Beleidigungen auslösen und sich einfach Sachen ausdenken“, sagte Obama vor Studenten in Boulder im US-Staat Colorado. Am Donnerstag will Obama in Charlotte mit einer Rede die Nominierung zum Präsidentschaftskandidaten der Demokratischen Partei akzeptieren.

Dafür wird die Südstaatenmetropole Charlotte in dieser Woche zum Mekka der US-Demokraten. Tausende Delegierte, Freiwillige und Unterstützer der Partei versammeln sich ab Montag in der Stadt im US-Staat North Carolina. Der politische Gegner bringt sich unterdessen selbst in Stellung. Die Republikaner errichten nahe dem Veranstaltungsort der Demokraten ein vorübergehendes Hauptquartier mit rund 50 Mitarbeitern und wollen in den kommenden Tagen mit täglichen Pressekonferenzen, Internetvideos und Reden prominenter Parteigänger den Druck auf Obama erhöhen.

Bei den Conventions der US-Parteien geht es nicht um kontroverse Debatten und harte Entscheidungen, es geht um die Mobilisierung der Wähler und schöne Bilder. Nichts ist da peinlicher, als ein Präsident, der vor leeren Rängen sprechen muss. Um sich keine Blöße zu geben, haben die Wahlkampfstrategen Busse organisiert, die Studenten und Kirchgänger nach Charlotte kutschieren. Das Ziel: Jeden einzelnen der 74.000 Sitze des Bank of America Stadions zu füllen, wenn Obama am Donnerstag mit einer Rede seine Nominierung zum Präsidentschaftskandidaten der Demokratischen Partei annimmt.

Obamas Berater sind zuversichtlich, dass beim Höhepunkt des Parteitags kein Stuhl leer bleiben wird. Neben Obama werden auch Vizepräsident Joe Biden und der Senator John Kerry zu den Delegierten sprechen. „Die Reaktion der Basis ist unglaublich und offensichtlich haben die Leute ein großes Interesse, ein Teil der offensten Convention in der Geschichte zu sein“, sagt Kampagnensprecher Adam Fetcher. „Präsident Obamas Rede am Donnerstagabend wird diese Wahl in den Fokus der Amerikaner rücken und sie wird noch bedeutsamer werden, weil so viele Menschen aus North Carolina da sein werden, um sie zu hören.“

Delegierte, Freiwillige und Parteifunktionäre werden rund ein Drittel der Besucher der Convention stellen, die restlichen Tickets sollen an Anhänger vergeben werden. Elena Botella, Studentin an der Duke Universität und Präsidentin des demokratischen Studentenverbands von North Carolina, sagt, aus ihrer Hochschule besuchten rund 100 Studenten den Parteitag. Mehrere große schwarze Gemeinden aus South Carolina würden Busse mit Mitgliedern nach Charlotte schicken, sagt der Präsident der Bürgerrechtsorganisation NAACP in dem US-Staat, Lonnie Randolph. „Es gibt viele Leute, die das auf keinen Fall verpassen wollen“, sagt er. „Wie häufig passiert so etwas in der Nähe von South Carolina?“

Das Wetter können Obamas Wahlkampfstrategen nicht beeinflussen

Die Zahl der Besucher können Obamas Wahlkampfstrategen noch einigermaßen steuern, auf das Wetter hingegen haben sie keinen Einfluss. Am Wochenende ging bereits heftiger Regen auf Charlotte nieder, für Donnerstag sind Gewitter vorhergesagt. Obamas Rede in dem Freiluftstadion werde bei Regen oder Sonnenschein stattfinden, hieß es aus dem Wahlkampfteam. Eine Verlegung sei nur für den Fall eines heftigen Unwetters geplant.

Auf solches Unbill hoffen die Republikaner vielleicht, doch auch bei gutem Wetter wollen sie den Demokraten das politische Feld in dieser Woche nicht kampflos überlassen und planen ihre Gegenkampagne. Vizepräsidentschaftskandidat Paul Ryan will von der Ortschaft Greenville am Montag Obama angreifen. „Geht es euch besser als vor vier Jahren?“ – diese Frage werden die Republikaner in die Mitte ihres Wahlkampfs stellen.

Obamas Berater David Axelrod sagte im Fernsehsender Fox: „Ich denke der Durchschnittsamerikaner weiß, dass es Jahre gedauert hat, diese Krise auszulösen, die 2008 begann und 2009 ihren Höhepunkt erreichte. Und es wird einige Zeit dauern, sie hinter uns zu bringen.“

Umfragen deuten daraufhin, dass viele Wähler den Präsidenten noch immer persönlich sympathisch finden, aber unzufrieden mit dessen Wirtschaftsbilanz sind. „Team Obama kann nicht sagen, dass es dem Land besser geht als vor vier Jahren“, sagt der Kommunikationsdirektor des Nationalen Republikanischen Komitees, Sean Spicer. „Das wird das effektivste Gegenprogramm, dass die Partei jemals entworfen hat.“ In Charlotte sollen die Gouverneurin von South Carolina, Nikki Haley, Oklahomas Gouverneurin Mary Fallin und Parteichef Reince Priebus die Demokraten angreifen. Präsidentschaftskandidat Mitt Romney wird sich hingegen den Großteil der Woche in New Hampshire und Vermont auf die Fernsehdebatten mit Obama im Herbst vorbereiten. Am 3. Oktober treffen die Kandidaten erstmals aufeinander.