Assad verspricht seinen Gegnern einen Kampf um jeden Preis. Bei einem weiteren Massaker sollen derweil 200 Menschen getötet worden sein.

Amman/Beirut. Der syrische Präsident Baschar al-Assad hat den Aufständischen einen „Kampf um jeden Preis“ erklärt. Zugleich bezeichnete der bedrängte Staatschef am Sonntag in Damaskus die seit 17 Monaten währende Volkserhebung gegen sein Regime erneut als ein vom Ausland gesteuertes Komplott. Vizepräsident Faruk al-Scharaa (73) beendete mit einem öffentlichen Auftritt alle Spekulationen, dass er sich vom Regime abgewandt und nach Jordanien abgesetzt hat. Bei einem neuen Massaker in Syrien sollen mehr als 200 Menschen getötet worden sein.

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Ihre Leichen wurden in Darija, einem Vorort von Damaskus, gefunden, den die Regierungstruppen eingenommen haben. Das berichteten mehrere Organisationen der Gegner des Regimes von Präsident Baschar al-Assad am Sonntag übereinstimmend.

Der regimetreue Fernsehsender Al-Dunja, schickte eine Reporterin in den Ort, die dort Schwerverletzte und traumatisierte Kinder interviewte. Außerdem zeigte der Sender Videoaufnahmen von Leichen, die in Autos, auf dem Friedhof oder vor Wohnhäusern liegen. Unter den Toten sind auch Frauen und Kinder. Die Zivilisten seien Opfer der Regierungstruppen geworden, berichteten die Revolutionsaktivisten. Eine unabhängige Überprüfung der Angaben war nicht möglich.

Die Organisation Syrischer Menschenrechtsbeobachter teilte mit, in der Nähe einer Moschee in Darija seien am Sonntag die Leichen von weiteren neun Männern entdeckt worden. Damit steige die Zahl der Opfer der fünftägigen Militäroperation in dem Vorort auf 320 Tote. Viele der Opfer von Darija seien durch die Angriffe der Armee mit schweren Waffen oder im Gefecht ums Leben gekommen. Eine große Anzahl Menschen sei aber auch „ohne Prozess exekutiert“ worden

Landesweit seien am Samstag in Syrien etwa 440 Menschen gewaltsam ums Leben gekommen, berichteten die Lokalen Koordinierungskomitees der Revolution. Am Sonntag wurden bis zum Nachmittag 31 Opfer gezählt.

Je heftiger die Kämpfe in Syrien werden, desto schlimmer werden auch die Massaker an der Zivilbevölkerung. Im Mai waren bei einem Blutbad in dem Ort Al-Hula mehr als 100 Zivilisten gestorben. Auch für dieses Massaker wurden regierungstreue Soldaten verantwortlich gemacht. Mitte Juli sorgten Berichte über ein weiteres Massaker in einem Dorf für Entsetzen. Nach Oppositionsangaben sollen nahe der Stadt Hama bis zu 250 Menschen von Regimetruppen getötet worden sein.

Präsident Assad kündigte den Regimegegner einen rücksichtslosen Kampf um jeden Preis an. Zugleich bezeichnete den Aufstand gegen sein Regime als ein vom Ausland gesteuertes Komplott. „Das syrische Volk wird nicht zulassen, dass dieses Komplott seine Ziele erreicht“, sagte Assad nach Angaben des syrischen Fernsehen.

Andererseits zeigt auch die Armee Assads Auflösungserscheinungen. Erstmals soll sich ein Kommandeur abgesetzt haben, der größere Kampfverbände befehligt hatte. Jordanische Medien meldeten, General Mohammed Mussa al-Chairat habe zusammen mit weiteren Offizieren die Grenze überquert. Spekulationen der Opposition, wonach sich Vizepräsident Faruk al-Scharaa von Assad abgewandt und nach Jordanien abgesetzt haben soll, stellten sich derweil als falsch heraus. Al-Scharaa erschien am Sonntag in Damaskus zu einem Treffen mit einem iranischen Funktionär. Videoaufnahmen des Treffens wurden von dem arabischsprachigen iranischen TV-Sender Al-Alam ausgestrahlt.

In Jordanien schlug am späten Samstagabend erneut eine Rakete ein. Nach jordanischen Angaben ging das Geschoss in der Nähe einer Grenzstadt nieder, ohne Schaden anzurichten. Die Regierung in Amman sei dennoch „sehr besorgt“ über den Zwischenfall, erklärte der jordanische Informationsminister Samih al-Maajta.

Erstmals seit Beginn des Syrienkonflikts kam eine größere Gruppe syrischer Flüchtlinge in Griechenland an. Zusammen mit 27 Afghanen wurden vor der Insel Symi in der Südostägäis 20 Syrer aufgegriffen, teilte die griechische Küstenwache mit. Die Flüchtlinge sollen in ihre Herkunftsländer zurückgeschickt werden.

Mit Material von dpa