Die Raketen, die am Sonntag in dem jordanischen Grenzort Turra eingeschlagen sind, sollen unter anderem ein kleines Mädchen verletzt haben.

Amman. Vier Raketen aus Syrien sind am Sonntagabend im Norden Jordaniens eingeschlagen. Bei dem Zwischenfall wurden nach jordanischen Angaben ein vier bis fünf Jahre altes Mädchen und vier andere Menschen verletzt. Das jordanische Informationsministerium erklärte, das Mädchen sei wegen Granatsplitter im Krankenhaus behandelt und bereits wieder entlassen worden. Die jordanische Regierung habe den Botschafter Syriens einbestellt. Der jordanische Informationsminister Samih al-Maajta erklärte, dem Botschafter sei mitgeteilt worden, Damaskus müsse sicherstellen, dass sich ein solcher Vorfall nicht wiederholen wird. Die Raketen seien in der Nähe der syrischen Grenzstadt Daraa eingeschlagen. Tausende Syrer sind vor dem Bürgerkrieg nach Jordanien geflüchtet.

+++Assad sieht sich als Opfer eine Verschwörung+++

Aus jordanischen Regierungskreisen verlautete, die Raketen hätten offenbar syrische Ortschaften nahe der Rebellenhochburg Daraa treffen sollen, ihr Ziel aber verfehlt. Weitere Einzelheiten wurden zunächst nicht bekannt. Das jordanische Grenzgebiet ist wiederholt unter Beschuss geraten. Mehr als 150.000 Menschen aus Syrien haben Zuflucht in dem Nachbarland vor dem Bürgerkrieg gesucht.

Am Sonntag protestierten zum Beginn des dreitägigen Zuckerfestes, das das Ende des islamischen Fastenmonats Ramadan einläutet, landesweit Tausende Menschen gegen das Regime von Präsident Baschar Assad. Dieser zeigte sich erstmals seit anderthalb Monaten wieder in der Öffentlichkeit. Der Besuch in einer Moschee nahe dem Präsidentenpalast in der syrischen Hauptstadt Damaskus wurde im Staatsfernsehen gezeigt. Im Gegensatz zu den Vorjahren wurde die Ankunft des Präsidenten allerdings nicht übertragen.

+++Worst-Case-Abwägung: USA und Türkei bereiten sich auf Extremszenario vor+++

Anwohnern zufolge riegelten Assads Sicherheitskräfte Straßen ab und umstellten mehrere Moscheen, vermutlich um die Bevölkerung über den Aufenthaltsort Assads im Unklaren zu lassen. Am 4. Juli war Assad zuletzt in der Öffentlichkeit aufgetreten. Damals hielt er eine Rede vor dem Parlament. Zwei Wochen später wurden vier ranghohe Sicherheitsberater Assads bei einem Bombenanschlag getötet.

Der in London ansässigen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte zufolge wurden am Sonntag mehr als 100 Menschen getötet, darunter 58 Zivilisten. Die Aktivisten berichteten von landesweiten Kämpfen zwischen Regierungstruppen und oppositionellen Kämpfern, unter anderem in der Provinz Hama und Aleppo. (dpa, dapd, abendblatt.de)