Washington. Wer bei der Wahl zum US-Präsidenten mitfiebern will, muß sich die Nacht um die Ohren schlagen. Das Abendblatt beantwortet zentrale Fragen zur Wahl.

Wie funktioniert das Wahlsystem?

Gekürt wird der US-Präsident nicht nach Prozentanteilen, sondern nach Wahlmännerstimmen, die die Kandidaten in den einzelnen Bundesstaaten erringen müssen. In den 50 Staaten und der Hauptstadt Washington sind insgesamt 538 Elektoren zu vergeben. Für den Sieg gebraucht werden 270 Wahlmänner. Wie viele Elektoren ein Staat zu vergeben hat, hängt von seiner Bevölkerungsstärke ab. In den meisten Staaten gilt die Regel, daß der dortige Sieger alle Elektorenstimmen des Staates zugeteilt bekommt.

Auf welche Bundesstaaten ist besonders zu achten?

In den meisten Staaten zeigen die Umfragen einen klaren Vorsprung für Bush oder Kerry, so daß die Ergebnisse dort praktisch schon feststehen. Bush kann auf ein Startkapital von 202 Wahlmännern zählen. Kerry hat 160 Wahlmänner so gut wie in der Tasche. Die Spannung konzentriert sich auf 17 "swing states", in denen das Ergebnis unklar ist. Die wichtigsten Staaten auf der Kippe sind wegen ihrer hohen Zahl von Wahlmännerstimmen Florida (27), Pennsylvania (21) und Ohio (20).

Welche Wahlmaschinen werden eingesetzt?

Die veralteten Stanzgeräte, die vor vier Jahren das Chaos in Florida verursachten, stehen nach wie vor in vielen Wahllokalen - etwa jeder achte Wähler wird mit ihnen abstimmen. Anderswo wurden moderne Wahlmaschinen eingeführt. Etwa jeder dritte Wähler wird seinen Kandidaten auf einem Touchscreen-Computer antippen, der einem Geldautomaten ähnelt. Diese Geräte haben sich aber ebenfalls als störanfällig erwiesen.

Wann kommen die Ergebnisse?

Spätestens bei Schließung aller Wahllokale im jeweiligen Staat veröffentlichen die US-Medien ihre Prognosen, basierend auf der Befragung von Wählern nach der Stimmabgabe. Die Wahlbehörden vermelden danach Zwischenstände von den Auszählungen. Bis 2.00 Uhr MEZ schließen die Wahllokale in 24 Staaten, darunter Florida, Ohio und Pennsylvania. Sollte einer der Kandidaten diese drei Staaten alle gewinnen, ist ihm der Sieg nur noch schwer zu entreißen. Um 3.00 Uhr MEZ endet die Wahl in weiteren 13 Staaten, darunter den "swing states" Colorado, Michigan, Minnesota, New Mexico und Wisconsin, um 4.00 Uhr MEZ dann nochmals in vier Staaten, darunter den Schlüsselstaaten Iowa und Nevada. Sollte die Entscheidung aber auf die beiden letzten "swing states" Hawaii und Oregon zulaufen, dauert die Zitterpartie bis mindestens 5.00 Uhr MEZ.

Was geschieht bei einem Patt?

Das Szenario, daß sowohl Bush als auch Kerry je 269 Wahlmännerstimmen erobern, ist nicht auszuschließen. Von der Rechtslage her ist ungeklärt, ob Elektoren in das andere Lager wechseln können, um ein Patt aufzulösen. Also wird bei einem Patt der Präsident vom Repräsentantenhaus gewählt, wobei jeder Staat in der Kammer nur eine Stimme bekäme. Bei diesem Szenario wäre der Sieg Bushs sicher.