In Syrien lieferten sich die Streitkräfte in der Ortschaft Daraja südlich der Hauptstadt Damaskus erneut heftige Gefechte mit Aufständischen.

Beirut. Der Bürgerkrieg in Syrien droht zunehmend Regionen über die Grenzen des Landes hinaus zu erfassen. Bei Gefechten zwischen Anhängern und Gegnern des syrischen Präsidenten Baschar Assad in der nordlibanesischen Stadt Tripoli wurden nach Angaben aus Sicherheitskreisen am Freitag zwei Menschen getötet und 17 weitere verletzt. Im Osten Syriens bombardierte ein Kampfjet die Stadt Majadin nahe der irakischen Grenze, mindestens 21 Menschen wurden nach Angaben von Aktivisten getötet. Rebellen versuchen, Teile des Grenzgebiets in der ölreichen Provinz Deir el Sur unter Kontrolle zu bringen und haben dabei Erfolge gemeldet.

In New York empfing UN-Generalsekretär Ban Ki Moon den neuen Sondergesandten der Weltorganisation, Lakhdar Brahimi. Bans Sprecher Martin Nesirky zitierte Ban mit den Worten, Brahimis außerordentliche Kompetenz werde für die äußerst wichtige Frage gebraucht, „Frieden und Stabilität nach Syrien zu bringen und die Menschenrechte dort zu fördern“. Brahimi tritt offiziell am 1. September die Nachfolge von Kofi Annan an, dessen Friedensplan gescheitert ist. Am Donnerstag verließen die letzten UN-Beobachter Damaskus.

Die erneute Gewalt in einer libanesischen Stadt nährte die Sorge, dass der Bürgerkrieg in Syrien dauerhaft auf Libanon übergreifen könnte. Dort gibt es tiefe Gräben zwischen Anhängern und Gegnern des Assad-Regimes.

In Syrien lieferten sich die Streitkräfte in der Ortschaft Daraja südlich der Hauptstadt Damaskus am Freitag erneut heftige Gefechte mit Aufständischen, wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte in London mitteilte. 15 Menschen seien am Freitag ums Leben gekommen, die meisten seien ihren Verletzungen aus den vergangenen Tagen erlegen. Auch die weiter nördlich gelegene syrische Stadt Asas wurde beschossen, wie der arabische Sender Al Dschasira unter Berufung auf die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtete.

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Angriffe der Truppen von Präsident Assad wurden auch aus mehreren Bezirken in der Region Idlib im Nordwesten gemeldet, die sich zu weiten Teilen unter der Kontrolle der Rebellen befindet. In der zentralen Provinz Hama lieferten sich Soldaten und Aufständische ebenfalls heftige Gefechte.

Im Osten griff die syrische Luftwaffe Madajin an, nachdem die Rebellen dort einige strategisch wichtige Punkte erobert hätten, berichtete der örtliche Aktivist Abu Omar al Deeri. Die Regierungstruppen hielten nur noch eine Artilleriestellung auf einem Berg in der Stadt am Euphrat.

Unter der eskalierenden Gewalt in Syrien leidet nach Einschätzung der Vereinten Nationen und mehrerer Hilfsorganisationen vor allem die Zivilbevölkerung. Die Flüchtlingsorganisation Pro Asyl forderte die Bundesregierung am Freitag auf, den Appell der Außenpolitiker aller Parteien zur Aufnahme von Flüchtlingen aus Syrien aufzugreifen.

Frankreich signalisierte derweil Bereitschaft, sich an der Durchsetzung einer Flugverbotszone über Teilen Syriens zu beteiligen. Der französische Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian rief die internationale Gemeinschaft auf, die Einrichtung einer Flugverbotszone über Teilen Syriens zu erwägen. Ein solcher Schritt erfordere allerdings eine bereitwillige internationale Koalition, die es so bislang nicht gebe. Gleichwohl würde sich Paris auch an einer vollständigen Flugverbotszone beteiligen, falls diese international verbindlichem Recht folge.