Ägyptische Streitkräfte haben Verfolgung der mutmaßlich islamistischen Täter aufgenommen. Israelische Geheimdienste waren vorgewarnt.

El Arisch/Jerusalem. Nach dem Angriff auf einen ägyptischen Grenzposten im Sinai mit 24 Toten haben die Streitkräfte mit Kampfhubschraubern die Verfolgung der mutmaßlich islamistischen Täter aufgenommen. „Die Truppen werden die vollständige Kontrolle über den Sinai übernehmen“, sicherte Präsident Mohammed Mursi am Morgen nach einer Krisensitzung zu. Vermummte Angreifer hatten am Sonntag einen Kontrollposten an der Grenze zum Gazastreifen und zu Israel angegriffen und 16 ägyptische Soldaten getötet. Auch acht Angreifer wurden getötet.

Den israelischen Geheimdiensten lagen nach eigenen Angaben zuvor Warnungen über einen bevorstehenden Angriff von ägyptischem Boden vor. „Wir waren darauf vorbereitet, deshalb konnten wir zurückschlagen“, sagte Militärsprecher Yoav Mordechai am Montag im Armeerundfunk. Mit mindestens zwei erbeuteten Fahrzeugen hatten die Täter auch den israelischen Kontrollposten bei Rafah attackiert.

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Dabei seien acht Angreifer getötet worden, sagte der israelische Verteidigungsminister Ehud Barak am Montag. Israelis seien nicht zu Schaden gekommen. Mordechai zufolge wurde „ein großer Angriff auf den Süden Israels verhindert“. Die israelischen Streitkräfte setzten Flugzeuge, Panzer und Artillerie ein. Mordechai sagte, die Angreifer seien mit Sprengstoff, Maschinenpistolen und Granaten bewaffnet gewesen.

Die Angreifer, die nach Ägypten zurückgekehrt seien, würden von den Streitkräften verfolgt, sagte ein ägyptischer Militärsprecher. Dabei wurden in El Arisch noch weitere Luftstreitkräfte zu einer Offensive gegen Militante erwartet. Der Grenzübergang Rafah zwischen Ägypten und Gaza sei auf unbestimmte Zeit geschlossen worden, teilte ein ägyptischer Grenzbeamter mit. Es ist der einzige Übergang nach Gaza, der nicht unter direkter israelischer Kontrolle steht.

Auf der ägyptischen Halbinsel Sinai ist seit dem Sturz des langjährigen Machthabers Husni Mubarak im vergangenen Jahr ein Machtvakuum entstanden. Polizisten und Soldaten sind seitdem mehrfach von Extremisten angegriffen worden, von denen einige lose Verbindungen zum Terrornetzwerk Al-Kaida haben sollen. Israel hatte Ägypten zuletzt zugestanden, mehr Streitkräfte als zuvor in den eigentlich entmilitarisierten Sinai zu entsenden.

Ägypten und Israel machten islamistische Extremisten für das Blutbad an der Grenze verantwortlich. An dem Angriff sollen vom Gazastreifen kommende Palästinenser und Ägypter im Sinai teilgenommen haben. Es war einer der folgenschwersten Angriffe auf der Halbinsel seit Jahren. „Wir hoffen, dies wird ein passender Weckruf für die Ägypter sein, die Dinge auf ihrer Seite entschlossener in die Hand zu nehmen“, sagte Barak vor einem Parlamentsausschuss.

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Mursi sicherte zu, dass die Täter festgenommen würden. Den Familien der Getöteten übermittelte Mursi sein Beileid. „Diejenigen, die das getan haben, werden teuer bezahlen“, hieß es in einer Stellungnahme. Zwischen Israel und Ägypten besteht seit 1979 ein Friedensvertrag. Seit dem Sturz Mubaraks sind die Beziehungen abgekühlt, Israel fürchtet den wachsenden Einfluss von Islamisten in Ägypten.

Ein Gewährsmann aus Sicherheitskreisen berichtete , der Angriff sei gegen Sonnenuntergang erfolgt, als sich die Grenzschützer nach dem Fasten während des Ramadans auf das Abendessen vorbereiteten. Die Angreifer hätten über Fahrzeuge verfügt, auf der Waffen montiert gewesen seien.

Die Hamas-Führung im Gazastreifen verurteilte die Tat auf ihrer Internetseite und kondolierte den Familien der Opfer sowie dem ägyptischen Präsidenten und seiner Regierung.

(dapd/abendblatt.de )