Höchste Alarmstufe in ganz Spanien: Nach dem tödlichen Bombenanschlag auf der Ferieninsel Mallorca gbit es erste Hinweise auf die Attentäter.

Palma de Mallorca. In ganz Spanien sind die Sicherheitskräfte in höchste Alarmbereitschaft versetzt worden – heute ist der 50. Jahrestag der Gründung der ETA. Zwar bekannte sich die baskische Terrororganisation zunächst nicht zu dem Bombenabschlag auf eine Polizeiwache in Palmanova, bei dem zwei Polizisten getötet und 60 weitere Menschen verletzt worden waren. Die Polizei ging dennoch davon aus, dass die Täter der ETA angehören – und sich noch auf der Insel befinden.

Auf der Suche nach den Terroristen überprüfte die Polizei zahlreiche Fahrzeuge. Außerdem suchten die Ermittler nach einer Wohnung oder einem Hotel in der Inselhauptstadt Palma, in der die Attentäter möglicherweise Unterschlupf gefunden hatten. Spanische Medien berichteten, dass nach einem jungen Pärchen gefahndet werde, das Baskisch gesprochen habe. Die Zeitungen „El País“ und „El Mundo“ berichteten in ihren Internetausgaben, die Sicherheitskräfte wollten in Kürze Fahndungsfotos der Verdächtigen veröffentlichen. Eine offizielle Bestätigung dafür gab es nicht.

Der spanische Ministerpräsident José Luis Rodríguez Zapatero forderte die Sicherheitskräfte auf, den Kampf gegen die Terroristen der ETA zu intensivieren und den Schutz der eigenen Beamten zu verstärken. In Madrid liefen bewaffnete Polizisten Streife vor den Parteizentralen der regierenden Sozialisten und der oppositionellen Volkspartei. In ganz Spanien läuteten um 12 Uhr mittags die Glocken. Viele Menschen versammelten sich vor den Rathäusern und gedachten in fünfminütigem Schweigen der Toten.

Zapatero traf inzwischen zu einer Trauerfeier auf der Ferieninsel ein. Der sozialistische Regierungschef sowie Oppositionsführer Mariano Rajoy besuchten eine Kapelle im Almudaina-Palast der Inselhauptstadt Palma de Mallorca, in der die Särge der beiden getöteten Polizisten aufgebahrt waren. Die sterblichen Überreste der Anschlagsopfer, zwei 27 und 28 Jahre alte Beamte der Guardia Civil, sollten gegen Mittag in die Kathedrale von Palma gebracht werden, wo Militärbischof Juan del Rio Martin einen Trauergottesdienst abhalten sollte. An der Trauerfeier nahmen unter anderen auch der spanische Kronprinz Felipe, seine Frau Letizia und mehrere andere Mitglieder der Königsfamilie teil.

Die Madrider Zeitung „El Mundo“ berichtete, die ETA habe den Ferienort Palmanova schon seit längerer Zeit Im Visier gehabt. Danach haben die Separatisten bereits im vorigen Jahr umfangreiche Daten über zwei Polizeikasernen in Palmanova gesammelt. Die Unterlagen waren im Sommer 2008 bei der Zerschlagung eines Terror-Kommandos der ETA in der Gegend von Bilbao sichergestellt worden. So hätte die Organisation hatte nach diesen Informationen davon gewusst, dass die Polizeikasernen in dem Ferienort keine Videokameras hatten und auch andere Sicherheitseinrichtungen fehlten. Die Sprengsätze des tödlichen Anschlags waren direkt unter dem Fahrzeug der beiden Polizisten angebracht worden. Wenig später hatte die Polizei dort noch eine zweite Bombe entdeckt, die am Abend von Spezialisten entschärft wurde. Sie befand sie sich ebenfalls unter einem Fahrzeug der Guardia Civil. Wegen der anschließenden Abriegelung der Flug- und Seehäfen saßen zahllose Touristen vorübergehend fest. Inzwischen läuft der Flugverkehr wieder normal.

Bundeskanzlerin Angela Merkel verurteilte den Terroranschlag auf Mallorca scharf. Sie bat Ministerpräsident Zapatero, den Angehörigen der Opfer ihr tief empfundenes Mitgefühl zum Ausdruck zu bringen, wie das Presse- und Informationsamt der Bundesregierung am Freitag mitteilte. Merkel nannte den Anschlag eine feige Tat und versicherte Zapatero, dass Deutschland im Kampf gegen den Terrorismus Seite an Seite mit den spanischen Freunden stehe.

Die große Mehrheit der deutschen Urlauber auf der Baleareninsel reagierte gefasst auf den Terroranschlag. Die drei großen deutschen Tourismusunternehmen Thomas Cook, TUI und REWE erklärten, nach Angaben der Reiseleitungen vor Ort seien die Urlauber ruhig geblieben. Es gebe auch keine Wünsche nach vorzeitiger Abreise.