Ein Gefängnis wird geschlossen, Minister müssen gehen oder dürfen dies gerade nicht, und nun sind plötzlich auch noch mehr Demonstranten in Haft, als zunächst angegeben wurde.

Teheran. Im Iran scheint sich die Lage auch nach den Protesten gegen die Präsidentenwahl, deren Sieger nach offiziellen Angaben Amtsinhaber Mahmud Ahmadinedschad wurde, nicht zu entspannen. Auf den Straßen wird im Moment nicht demonstriert, jedoch scheinen sich die Einflussreichen im Land nicht einig zu werden. Jüngst musste Präsident Ahmadinedschad auf Druck des geistlichen Staatsoberhauptes Ayatollah Chamenei seinen Stellvertreter entlassen. Gleichzeitig reichte der Kulturminister seinen Rücktritt ein. Der Präsident lehnte ihn ab. Revolutionsführer Chamenei ließ nun außerdem ein iranisches Gefängnis schließen, in dem unter anderem Oppositionelle festgehalten wurden. Zudem korrigierte Justizsprecher Ali-Resa Dschamshidi jetzt die Zahl der gefangenen Demonstranten nach oben. Er sprach von 300 Inhaftierten. Das wären doppelt so viele, wie bisher vom Regime angegeben.

Dr. Henner Fürtig vom Institut für Nahost-Studien in Hamburg führt dies darauf zurück, dass einerseits der Revolutionsführer erkannt habe, "dass es nicht klug ist, nur die Partei des Präsidenten zu ergreifen".

Andererseits sei der Versuch des Regimes abzusehen gewesen, "nun durch Kompromisse Dampf aus den Kesseln zu lassen". Fertig geht außerdem davon aus, dass es eine Protestbewegung, wie unmittelbar nach der Wahl, so schnell nicht mehr geben werde.