Amnesty spricht von 33 Toten. Präsident Ahmadinedschad gerät unter Druck und bildet sein Kabinett um.

Teheran. Grüne Tücher und Fahnen rund um den Erdball. Tausende Menschen haben sich in mehr als 80 Städten am Wochenende an die Seite der iranischen Opposition - und ihrer Farbe Grün - gestellt und für die Einhaltung der Menschenrechte im Iran demonstriert. New York, Sydney, London, Amsterdam, Paris, Brüssel, Berlin - in den großen und den kleinen Metropolen forderten die Demonstranten die Freilassung der politischen Gefangenen und demokratische Rechte für den Iran.

Auch in der iranischen Hauptstadt Teheran gab es erneut Proteste gegen den umstrittenen Wahlsieg von Präsident Mahmud Ahmadinedschad vor sechs Wochen. Ahmadinedschad scheint nun erstmals unter politischen Druck zu geraten.

Trotz einer Anordnung von Ayatollah Ali Chamenei entband Ahmadinedschad seinen Stellvertreter Esfandiar Rahim Maschaie nicht unverzüglich von seinen Aufgaben. Das brachte die konservativen Hardliner, die eigentlich stets an seiner Seite sind, gegen ihn auf. "Die Menschen, die Ahmadinedschad als Getreuen des geistlichen Führers kannten, haben erwartet, dass er die Anordnung umsetzt, noch bevor die Tinte darunter trocken ist", sagte Generalstabschef Hassan Firusabadi. Maschaie nahm am Sonnabend schließlich selbst seinen Hut, nachdem Chamenei die Entlassung angeordnet hatte.

Der Präsident scheint jedoch trotz aller Kritik große Stücke auf Maschaie zu halten. Und das, obwohl dieser vor einem Jahr den Zorn der Konservativen mit der Äußerung auf sich gezogen hatte, der Iran sei "ein Freund des israelischen Volkes". Ahmadinedschad, der selbst als Feind Israels gilt, ernannte Maschaie unverzüglich zu seinem Berater und zum Kabinettschef. Er sei eine "Vertrauensperson, aufopferungsvoll und fromm". Es gebe "tausend Gründe", warum er seinen Vertrauten unterstütze, sagte Ahmadinedschad. Maschaies Tochter ist mit dem Sohn des Staatschefs verheiratet.

Der Präsident schloss an den Rücktritt Maschaies gleich eine Kabinettsumbildung an. Sowohl der Informationsminister und Chef des Geheimdienstes, Gholam-Hussein Mohseni-Edschehei, als auch Kulturminister Hussein Safar Harandi mussten gehen. Gerüchteweise mussten die beiden Minister für Kultur, Arbeit, Gesundheit ihre Posten räumen.

"Tod dem Diktator", riefen im Norden Teherans am Wochenende wieder die Demonstranten. Sie konnten sich weltweiter Unterstützung sicher sein. Organisationen wie Amnesty International und Reporter ohne Grenzen hatten zu dem weltweiten Aktionstag zur Unterstützung der Proteste im Iran aufgerufen.

In New York marschierten Demonstranten vom Times Square zum Sitz der Vereinten Nationen. In Berlin gab es eine Lichterkette zwischen den Botschaften Frankreichs, Großbritanniens und Russlands. Vor dem Brandenburger Tor in Berlin ging zudem ein Hungerstreik von etwa drei Dutzend ehemaligen politischen Gefangenen aus dem Iran weiter. Auch in Hamburg gingen laut Veranstalter und Polizei rund 900 Menschen auf die Straße, in Frankfurt waren es etwa 500 Menschen und in Düsseldorf 250 Demonstranten.

Die neue Generalsekretärin von Amnesty International Deutschland, Monika Lüke, sagte bei der Kundgebung, im Iran würden seit sechs Wochen grundlegende Rechte "mit Füßen getreten". Amnesty lägen Berichte über 33 Tote und 2200 Inhaftierte seit Beginn der Proteste vor.