Tausende Iraner sind trotz Demonstrationsverbot auf die Straßen gegangen und haben sich Straßenschlachten mit der Polizei geliefert. Wahlverlierer Mussawi ist “bereit zum Märtyrertum“.

Teheran. Augenzeugen berichteten von bis zu 3.000 Menschen, die in Teheran aus Protest gegen den Ausgang der Präsidentenwahl zusammengekommen seien. Die Sicherheitskräfte setzten Tränengas und Schlagstöcke ein, es lagen Berichte über Brände vor. Der unterlegene Kandidat Mir Hussein Mussawi wiederholte seinen Vorwurf des Wahlbetrugs und kündigte einem Verbündeten zufolge an, auch unter Einsatz seines Lebens weiterzukämpfen. Am Vortag hatte das geistliche Oberhaupt der islamischen Republik, Ali Chamenei, die Wahlen für rechtmäßig erklärt und ein Ende der Proteste angeordnet.

Augenzeugen berichteten von Tränengaswolken, die vom Revolutionsplatz in Teheran aufstiegen. Die in großer Zahl angerückten Sicherheitskräfte setzten auch Wasserwerfer ein. Ein weiterer Zeuge erklärte, Anhänger Mussawis hätten in einer Zentrale einer regierungsnahen Gruppe Feuer gelegt. Der Sender Press TV berichtete von einem Brandanschlag auf eine Moschee und zeigte Bilder von einem brennenden Bus, ohne zu sagen, wo sich der Vorfall ereignet habe. Als die Dunkelheit anbrach, erschallte etwa eine Stunde lang von den Dächern im Norden Teherans der Ruf "Allahu Akbar“ (Gott ist der Größte), ein Vorgehen, das auf den Aufstand gegen den Schah 1979 zurückgeht.

Die Polizei bestätigte einen Selbstmordanschlag auf den Schrein des Revolutionsführers Ajatollah Ruhollah Chomeini. Dabei seien der Attentäter getötet und drei weitere Menschen verletzt worden. Zunächst war unklar, wer für den Anschlag verantwortlich war. Die Nachricht dürfte jedoch Empörung bei vielen Iranern auslösen, die Chomeini als Vater der Islamischen Republik verehren.

Mussawi forderte Annullierung der umstrittenen Wahl

Auf seiner Website wurde ein offner Brief an den Wächterrat veröffentlicht, in dem er den Vorwurf der Wahlmanipulation wiederholte. Diese sei Monate im Voraus geplant gewesen. Ein Verbündeter berichtete, der ehemalige Ministerpräsident halte an seinem Kampf um die Präsidentschaft fest. "Bei einer öffentlichen Ansprache im Südwesten Teherans sagte Mussawi, er sei zum Märtyrertum bereit und werde seien Weg weitergehen“, sagte der Verbündete, der namentlich nicht genannt werden wollte, der Nachrichtenagentur Reuters per Telefon. Einem Augenzeugen zufolge rief Mussawi zum Generalstreik auf, sollte er festgenommen werden.

Am Freitag hatte Chamenei sich unmissverständlich hinter dem offiziellen Sieger der Wahl, Amtsinhaber Mahmud Ahmadinedschad, gestellt. Die Unruhen sind die schwersten Krawalle in der Islamsichen Republik seit der Revolution vor 30 Jahren.

Obama ruft zum Ende der Gewalt auf

US-Präsident Barack Obama rief die Regierung in Teheran zu einem Ende der Gewalt auf. "Die iranische Regierung muss wissen, dass die Welt zuschaut", erklärte Obama. Die Versammlungs- und Meinungsfreiheit müssten respektiert werden. "Die USA stehen allen bei, die von diesen Rechten gebrauch machen wollen."