Jacqui Smith gibt auf: Nach Affären um Porno-Filme auf Staatskosten und weitere Unstimmigkeiten bei Abrechnungen bittet sie Premier Gordon Brown um Entlassung.

London. Wegen diverser Skandale und Skandälchen schien ihre Zeit längst abgelaufen. Jetzt tritt die britische Innenministerin Jacqui Smith (46) als Konsequenz aus dem Spesenskandal zurück. Sie wolle in der nächsten Kabinettsumbildung ihren Posten räumen, berichten britische Medien unter Berufung auf Regierungskreise. Smith hat demnach bereits vor zwei Monaten Premierminister Gordon Brown den Rücktritt angeboten. Sie war im März in die Schlagzeilen geraten, nachdem sie Spesen für Pornofilme abgerechnet hatte, die ihr Mann angeschaut hat. Davon soll sie nichts gewusst haben. Das Geld zahlte sie zurück. Sie will aber erneut bei den Wahlen im Herbst antreten. Als aussichtsreichster Nachfolger für den Posten des Innenministers wird Außenminister David Miliband gehandelt.

Auch Verkehrsminister Geoff Hoon musste jetzt eine falsche Abrechnung einräumen, nur einen Tag nach Finanzminister Alistair Darling. Hoon erklärte, er werde die irrtümlicherweise doppelt abgerechneten 384 Pfund (440 Euro) umgehend zurückerstatten. „Das war absolut ein Versehen“, sagte Hoon. Er hatte die gleichen Aufwendungen, darunter Geld für eine Hausratsversicherung und eine Gasrechnung, bei zwei Wohnsitzen geltend gemacht. Dasselbe war auch Darling passiert. Der Finanzminister kündigte an, die doppelt abgerechneten rund 700 Pfund (800 Euro) umgehend zurückzuzahlen.

14 Unterhausabgeordnete haben im Zusammenhang mit dem Spesenskandal inzwischen erklärt, sie würden bei der nächsten Parlamentswahl – die bis spätestens Juni kommenden Jahres abgehalten werden muss – nicht mehr antreten. Brown hat als Konsequenz eine Regierungsumbildung angekündigt. Beobachter rechneten jedoch nicht vor der Wahl des Europaparlaments am Donnerstag mit einem Stühlerücken im Kabinett. Hoon war bereits unter Browns Vorgänger Tony Blair in der Regierung – während des Irak-Kriegs 2003 war er Verteidigungsminister.