Roxana Saberis Strafe wegen Spionage wurde auf zwei Jahre mit Bewährung reduziert. War die anstehende Präsidentenwahl ein Grund, das Urteil zu korrigieren?

Teheran. Im Iran ist eine aus westlicher Sicht schwer nachvollziehbare Justizposse glücklich zu Ende gegangen: Die US-Radioreporterin Roxana Saberi, die ursprünglich wegen des Kaufs einer Flasche Wein festgenommen worden war, darf nach fast vier Monaten Haft wieder nach Hause. Ein Berufungsgericht in Teheran milderte ihre achtjährige Gefängnisstrafe wegen angeblicher Spionage für die USA ab und verurteilte die hübsche Amerikanerin mit iranisch-japanischen Wurzeln zu zwei Jahren Haft auf Bewährung. Ihr Vater eilte sofort nach Bekanntgabe des Urteils zum berüchtigten Evin-Gefängnis, wo die 32-Jährige inhaftiert war.

Auch wenn Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad eine Einflussnahme der Regierung auf die Richter stets abgestritten hat: Der Prozess gegen Saberi hat auch eine politische Komponente. Zum Auftakt des Präsidentschaftswahlkampfes fiel dem auch innenpolitisch umstrittenen Ahmadinedschad eine höchst willkommene Gelegenheit in den Schoß, das auch von ihm selbst ramponierte Image seines Landes aufzupolieren. Gleichzeitig bot ihm die Freilassung der ehemaligen „Miss North Dakota“ Gelegenheit, scheinbar großzügig auf US-Präsident Barack Obama einzugehen. Der hatte sich persönlich für die Journalistin eingesetzt.

Im Gesamtbild politischer und diplomatischer Ränkespiele ist der bizarre Fall Roxana Saberi nur ein kleines aber höchst wirksames Mosaiksteinchen. Die von Kollegen als umsichtig und respektvoll beschriebene Reporterin, die stets verhüllt auftrat, war im Januar verhaftet worden. Ihrer in den USA lebenden Familie war damals gesagt worden, sie habe versucht, eine Flasche Wein zu kaufen – im streng islamischen Iran eine Straftat. Später hieß es, die junge Frau habe für den US-Sender NPR ohne Akkreditierung gearbeitet. Wiederum wenig später wurde die Anklage gar auf Spionage für die USA erweitert.

Dass die junge Frau während ihrer Haft zwei Wochen lang in den Hungerstreik trat und im Krankenhaus behandelt werden musste, dürfte die in Teheran erwünschte Außenwirkung nur verstärkt haben. Schließlich hatte sie selbst in einem Brief an ihre Eltern beteuert, dass ihr während der Haft niemals körperliche Gewalt angetan wurde – auch wenn das Leben im Gefängnis kein Zuckerschlecken gewesen sei.