Der Papst kann erleichtert ins Heilige Land fahren. Der Skandal um den Pius-Bruder Richard Williamson ist ausgeräumt.

Jerusalem. Die Kontroverse über den Holocaust-Leugner und Pius-Bruder Richard Williamson wird nach Auffassung eines führenden Rabbiners in Israel den bevorstehenden Besuch von Papst Benedikt XVI. im Heiligen Land nicht überschatten. Die Affäre sei für die Beziehungen zwischen der Katholischen Kirche und dem Judentum sogar von Vorteil gewesen und habe die Beziehungen zementiert, sagte der Vorsitzende des Jüdischen Komitees für interreligiöse Beziehungen, (IJCIC) Rabbi David Rosen.

„Das Minus hat sich in ein Plus umgekehrt“, sagte Rosen. Ein Beispiel dafür sei, dass die ultrakonservative Pius-Bruderschaft jetzt unter mikroskopischer Beobachtung stehe. Er habe nie Zweifel daran gehegt, dass Benedikt keine Holocaust-Leugner tolerieren würde. Nach den Worten von Rosen wollte der Pontifex den Juden nicht schaden. Rosen, der den Papst nach eigenen Angaben 14-mal persönlich getroffen hat und länger als 20 Jahre kennt, bezeichnete Benedikt als warmherzige Person. Die Äußerung des Papstes, wonach die Juden die lebendige Wurzel der Kirche seien, würden von den Juden als aufrichtig und ehrlich angesehen.

Rosen bezeichnete die Williamson-Affäre als Missmanagement des Vatikans. Benedikt fehle die bedeutsame diplomatische Erfahrung und er sei auch kein PR-Mann wie sein Vorgänger Papst Johannes Paul II.. Der Unterschied zwischen Benedikt XVI. und Johannes Paul II. sei eher der Stil als die Substanz, sagte Rosen. Viele Juden würden bei Benedikts Vorgänger ins romantische Schwärmen geraten. „An alles Positive wird erinnert, alles Negative ist vergessen“, sagte Rosen.

Rosen vertritt als Vorsitzender eine breite Koalition von jüdischen Organisationen und ist ein Repräsentant für die Beziehungen zu anderen Religionen.