Mutmaßlicher Täter soll gefälschten amerikanischen Führerschein bei sich gehabt haben. Israel vermutet Hisbollah und Iran hinter Anschlag.

Burgas/Sofia/Tel Aviv/Jerusalem. Bei dem Anschlag auf israelische Touristen in Bulgarien mit mindestens sieben Toten handelt es sich offenbar um einen Selbstmordanschlag. Der israelische Außenminister Avigdor Lieberman sagte am Donnerstag, insgesamt seien fünf Israelis, ein bulgarischer Busfahrer sowie ein mutmaßlicher Selbstmordattentäter getötet worden.

Sicherheitskameras hätten einen langhaarigen Mann in Sportkleidung aufgenommen, der sich vor der Explosion etwa eine Stunde lang am Ort des Anschlags aufhielt, berichtete auch die bulgarische Nachrichtenagentur Novinite. Seine Leiche habe die schlimmsten Verletzungen aufgewiesen. Er habe gefälschte US-Ausweise bei sich gehabt. Die Behörden gingen daher davon aus, dass es sich bei dem Mann um den Selbstmordattentäter handelte.

Bei der Explosion wurden auch 37 Menschen verletzt, davon drei lebensgefährlich. Sie wurden in einem Militärflugzeug in ein Krankenhaus in der etwa 400 Kilometer entfernten Hauptstadt Sofia gebracht.

Israelische Helfer flogen der Nacht zum Donnerstag nach Bulgarien, um die Toten und Verletzten zurück nach Israel zu holen. Der israelische Verteidigungsminister Ehud Barak sagte dem Rundfunk am Donnerstag, für den Anschlag seien Mitglieder der libanesischen Hisbollah-Miliz verantwortlich. Den Auftrag hätten sie von Israels Erzfeind Iran erhalten.

Die israelische Verteidigungsminister Ehud Barak beschuldigte die radikal-islamische Hisbollah aus dem Libanon, den Anschlag verübt zu haben. "Die unmittelbaren Attentäter waren Hisbollah-Leute, die natürlich ständige iranische Unterstützung haben“, sagte Barak im israelischen Rundfunk. In Israel werde davon ausgegangen, dass Teheran damit den jüdischen Staat von weiteren Anschlägen auf iranische Atomwissenschaftler abhalten wolle, meldete der Sender.

Bereits unmittelbar nach der Tat hatte Ministerpräsident Benjamin Netanjahu dem "iranischen Terror“ mit einem massiven Gegenschlag gedroht. Dagegen warnte Bundesaußenminister Guido Westerwelle vor voreiligen Schuldzuweisungen. Jetzt seien Zurückhaltung und verantwortungsvolles Handeln angebracht, sagte Westerwelle in der ARD.

In Israel wurden unterdessen Vorwürfe über mangelnde Sicherheitsvorkehrungen auf dem Flughafen des beliebten Touristenorts im Südosten Bulgariens laut. In den vergangenen Monaten habe es dort schon mehrere Anschlagversuche gegeben.

Erst im Januar war einem Bericht der "Jerusalem Post“ zufolge ein verdächtiges Päckchen an Bord eines Busses gefunden worden, der israelische Touristen von der Türkei nach Bulgarien brachte. Die israelische Regierung hatte Befürchtungen geäußert, ihre Bürger könnten im Ausland zum Ziel von Anschlägen der Hisbollah werden. Vor vier Jahren war ein hoher Kommandeur der Organisation getötet worden. Dahinter wird der israelische Geheimdienst Mossad vermutet. Israel hatte deshalb um verstärkte Sicherheitsvorkehrungen in Bulgarien gebeten, etwa in der Hauptstadt Sofia.

Am Mittwoch jährte sich zudem der Bombenanschlag auf ein jüdisches Gemeindezentrum in Buenos Aires mit 85 Toten zum 18. Mal. Ein argentinischer Richter hatte nach einer Untersuchung den Iran für den Anschlag verantwortlich gemacht.

Die Vizepräsidentin des Jüdischen Weltkongresses, Charlotte Knobloch, sagte: "Es ist unerträglich, dass die Menschen in Israel in ihrer Heimat ebenso wie im Ausland von Terror bedroht sind. Hier sind ideologische Kräfte am Werk, die einen politischen Aussöhnungsprozess mit menschenverachtender Gewalt verhindern wollen.“

Mit Material von dpa, rtr und dpa