Mutmaßlicher Täter soll gefälschten amerikanischen Führerschein bei sich gehabt haben. Israel vermutet Hisbollah und Iran hinter Anschlag.

Burgas/Sofia/Tel Aviv/Jerusalem. Die Zahl der Toten nach dem Anschlag auf einen Bus mit israelischen Touristen in Bulgarien ist auf acht gestiegen. Ein Mann sei seinen Verletzungen erlegen, teilte das israelische Außenministeriums am Donnerstag mit. Ministeriumssprecher Lior Ben Dor sagte, bei dem Anschlag am Mittwoch seien sechs Israelis getötet und 32 weitere verletzt worden. Bei den zwei anderen Todesopfern handelte es sich nach israelischen Medienangaben um zwei Bulgaren.

Ein Bus mit israelischen Touristen war am Mittwoch am Flughafen der bulgarischen Küstenstadt Burgas von einer Bombenexplosion erfasst worden. Der israelische Verteidigungsminister Ehud Barak sagte am Donnerstag im Militärradio, er glaube, dass die vom Iran unterstützte radikalislamische Hisbollah für den Anschlag verantwortlich sei.

Anschlag wohl von Selbstmordattentäter verübt

Offiziellen Angaben zufolge ist der Anschlag wohl von einem Selbstmordattentäter verübt worden. Die Behörden hätten eine Person als Selbstmordattentäter identifiziert, die einen gefälschten amerikanischen Führerschein bei sich gehabt habe, sagte der bulgarische Innenminister Tswetan Tswetanow am Donnerstag. Bei der Tat auf dem Flughafen von Burgas am Schwarzen Meer waren am Mittwoch acht Menschen getötet und Dutzende andere verletzt worden.

Die israelische Verteidigungsminister Ehud Barak beschuldigte die radikal-islamische Hisbollah aus dem Libanon, den Anschlag verübt zu haben. "Die unmittelbaren Attentäter waren Hisbollah-Leute, die natürlich ständige iranische Unterstützung haben“, sagte Barak im israelischen Rundfunk. In Israel werde davon ausgegangen, dass Teheran damit den jüdischen Staat von weiteren Anschlägen auf iranische Atomwissenschaftler abhalten wolle, meldete der Sender.

Bereits unmittelbar nach der Tat hatte Ministerpräsident Benjamin Netanjahu dem "iranischen Terror“ mit einem massiven Gegenschlag gedroht. Dagegen warnte Bundesaußenminister Guido Westerwelle vor voreiligen Schuldzuweisungen. Jetzt seien Zurückhaltung und verantwortungsvolles Handeln angebracht, sagte Westerwelle in der ARD.

Israelisches Rettungsteam kommt nach Bulgarien

Nach dem blutigen Anschlag ist in der Nacht zum Donnerstag ein Rettungsteam aus Israel nach Bulgarien geflogen. Der israelische Rundfunk meldete, Rettungskräfte und Militärs hätten den Auftrag, die Leichen und Verletzten zurück nach Israel zu holen.

In Israel wurden unterdessen Vorwürfe über mangelnde Sicherheitsvorkehrungen auf dem Flughafen des beliebten Touristenorts im Südosten Bulgariens laut. In den vergangenen Monaten habe es dort schon mehrere Anschlagversuche gegeben.

Erst im Januar war einem Bericht der "Jerusalem Post“ zufolge ein verdächtiges Päckchen an Bord eines Busses gefunden worden, der israelische Touristen von der Türkei nach Bulgarien brachte. Die israelische Regierung hatte Befürchtungen geäußert, ihre Bürger könnten im Ausland zum Ziel von Anschlägen der Hisbollah werden. Vor vier Jahren war ein hoher Kommandeur der Organisation getötet worden. Dahinter wird der israelische Geheimdienst Mossad vermutet. Israel hatte deshalb um verstärkte Sicherheitsvorkehrungen in Bulgarien gebeten, etwa in der Hauptstadt Sofia.

Am Mittwoch jährte sich zudem der Bombenanschlag auf ein jüdisches Gemeindezentrum in Buenos Aires mit 85 Toten zum 18. Mal. Ein argentinischer Richter hatte nach einer Untersuchung den Iran für den Anschlag verantwortlich gemacht.

Die Vizepräsidentin des Jüdischen Weltkongresses, Charlotte Knobloch, sagte: "Es ist unerträglich, dass die Menschen in Israel in ihrer Heimat ebenso wie im Ausland von Terror bedroht sind. Hier sind ideologische Kräfte am Werk, die einen politischen Aussöhnungsprozess mit menschenverachtender Gewalt verhindern wollen.“

Mit Material von dpa, rtr und dpa