Der ägyptische Präsident Mohammed Mursi legt einen Tag früher als geplant Amtseid auf dem Tahrir-Platz ab und fordert damit den Militärrat heraus.

Kairo. Der designierte ägyptische Präsident Mohammed Mursi hat einen Tag vor seiner offiziellen Vereidigung den regierenden Militärrat herausgefordert und auf dem Kairoer Tahrir-Platz einen symbolischen Amtseid abgelegt. „Ich fürchte niemanden außer Gott“, sagte er am Freitagabend vor Zehntausenden Anhängern und öffnete dabei sein Jackett, um zu zeigen, dass er darunter keine schusssichere Weste trug. Zahlreiche Demonstranten forderten ihn auf, den Eid auf dem Platz zu leisten. Die Macht des Volkes stehe über allem und niemand könne dem Präsidenten seine Befugnisse nehmen, sagte Mursi an die Generäle gerichtet.

Der Militärrat hatte sich noch vor Bekanntgabe der Ergebnisse der Stichwahl um das Präsidentenamt mit einer Übergangsverfassung wichtige Machtbefugnisse gesichert und damit die Stellung des Staatsoberhaupts geschwächt. Die offizielle Vereidigung war für den (morgigen) Samstag vor dem Obersten Verfassungsgericht des Landes vorgesehen.

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Mursi ist der erste Präsident seit dem Sturz des langjährigen Machthabers Husni Mubarak im Februar vergangenen Jahres. In seiner Rede auf dem Tahrir-Platz kündigte er eine Fortsetzung der Revolution an und bekräftigte, dass er der Anführer der Revolution sei.

„Wir lieben dich, Mursi“, riefen zahlreiche Menschen. Andere skandierten an den Vorsitzenden des Militärrats, Feldmarschall Hussein Tantawi, gerichtet: „Oh Marschall, sag die Wahrheit, ist Mursi dein Präsident, oder nicht?“

Mursi forderte zudem die Freilassung des in den USA inhaftierten Terroristen Omar Abdel-Rahman. Der blinde Scheich wurde wegen eines Anschlags auf das World Trade Center im Jahr 1993 zu lebenslanger Haft verurteilt.

. (Mit Material von dapd)