Russischer Milliardär will bei Präsidentschaftswahl gegen Ministerpräsident Putin antreten. Ein früherer reicher Herausforderer sitzt seit 2003 in Haft.

Moskau. Der russische Milliardär Michail Prochorow will im März bei der Präsidentschaftswahl gegen den derzeitigen Ministerpräsidenten Wladimir Putin antreten. Diese Entscheidung sei die wichtigste seines Lebens, sagte Prochorow am Montag in Moskau. Prochorow ist einer der reichsten Männer des Landes. Das US-Magazin "Forbes“ schätzt sein Vermögen auf umgerechnet 13,6 Milliarden Euro. Ihm gehört auch das US-Basketball-Team New Jersey Nets.

Prochorows Kandidatur könnte eine ernsthafte Herausforderung für Putin darstellen, dessen Autorität durch die Betrugsvorwürfe bei der Parlamentswahl in der vergangenen Woche infrage gestellt wurde. Putins Partei Einiges Russland hatte nur etwa 50 Prozent der Stimmen bekommen - ein Rückgang um 14 Prozent gegenüber der Wahl vor vier Jahren. "Die Gesellschaft wacht auf“, sagte Prochorow am Montag in Moskau. Politiker, die am Aufbau eines Dialogs mit der Gesellschaft scheiterten, müssten gehen.

Putin unbeeindruckt von Demonstrationen

Der russische Präsident Dmitri Medwedew hatte am Wochenende angekündigt, die Vorwürfe über Unregelmäßigkeiten bei den Wahlen untersuchen zu lassen . Putins Sprecher Dmitri Peskow sagte am Montag voraus, dass bei einer solchen Untersuchung herauskommen werde, dass die möglichen Abweichungen bei "weniger als einem Prozent der abgegebenen Stimmen“ liegen dürften. Selbst wenn alle betroffenen Kandidaten von Gericht gingen, würde dies "keinen Effekt auf die Legitimität der Wahl“ haben.

Am Sonnabend hatten Zehntausende Menschen in Moskau gegen Putin demonstriert . Auch in 60 anderen Städten Russlands gingen Menschen auf die Straße, um gegen die Wahlfälschungen zu protestieren.

Der 46-jährige Prochorow, der sein Vermögen mit Metallhandel und im Bankgeschäft machte, will nun die wachsende Mittelschicht der Russen gewinnen, die den größten Teil der Demonstranten vom Wochenende stellte. Die größte Herausforderung ist nun für ihn, in kurzer Zeit zwei Millionen Unterschriften zu sammeln, um antreten zu können. Im Vorfeld der Parlamentswahl Anfang Dezember waren viele Kandidaten an solchen Vorgaben gescheitert.

Zweiter Anlauf zur Gründung einer liberalen Partei

Prochorow hatte vor der Parlamentswahl bereits eine liberale Partei unter der stillschweigenden Mithilfe des Kremls gegründet, das Projekt aber wieder aufgegeben - nach seinen Angaben auf den Druck des Kremls hin. Er beschuldigte den hohen Kreml-Beamten Wladislaw Surkow, einen Aufstand in der Partei angezettelt zu haben. Prochorow sagte, er hoffe, erneut eine liberale Partei gründen zu können, diesmal jedoch nicht mithilfe des Kremls sondern mithilfe der Opposition, die jetzt so zahlreich auf die Straße gegangen sei.

Prochorow ist nicht der erste Milliardär, der sich zur Präsidentschaftswahl stellt. Michail Chodorkowski - einst der reichste Mensch Russlands - sitzt seit 2003 wegen angeblicher Steuerhinterziehung und Unterschlagung in Haft. Viele glauben jedoch, er wurde dafür bestraft, Putin herausgefordert zu haben.