NATO-Generalsekretär Rasmussen kritisiert die Moskauer Reaktion auf das geplante US-Raketenschild in Europa.

Moskau/Brüssel. Russland will nach Angaben aus Militärkreisen Boden-Luft-Raketen des Typs S-400 in Kaliningrad stationieren. Das meldeten am Mittwoch die Nachrichtenagentur ITAR-Tass und Interfax-AVN unter Berufung auf Militärsprecher Oberst Andrei Bobrun. Die Raketen mit einer Reichweite von 120 bis 400 Kilometer würden derzeit in der Region Astrachan getestet. Danach sollten sie nach Kaliningrad verlegt werden, sagte Bobrun. Über den Zeitpunkt einer Stationierung in der Exklave an der Grenze zu Polen und Litauen machte er keine Angaben.

Die Ankündigung erfolgt zu einer Zeit zunehmender Spannungen zwischen Russland und den USA. Es herrscht Uneinigkeit über den geplanten US-Raketenabwehrschirm in Zentral- und Osteuropa. Der russische Präsident Dmitri Medwedew hatte bereits Ende November damit gedroht, selbst Raketen in Kaliningrad und anderen Regionen zu stationieren, sollten die USA die russischen Sorgen über den Raketenschild weiter ignorieren.

NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen kritisierte am Mittwoch die Reaktion Russlands. Es wäre eine „Verschwendung von kostbarem Geld, wenn Russland begänne, stark in Gegenmaßnahmen gegen einen künstlichen Feind zu investieren, der nicht existiert“, sagte Rasmussen am Mittwoch vor Beginn eines zweitägigen Treffens der NATO-Außenminister in Brüssel.

Bundesaußenminister Guido Westerwelle betonte in Brüssel die Notwendigkeit für eine Einigung mit Moskau. „Wir werden unsere Sicherheit nur mit Russland gewährleisten können, deswegen wollen wir auch zusammenarbeiten“, erklärte der FDP-Politiker. Der Raketenschirm richte sich nicht gegen Russland. Westerwelle räumte ein, dass es in dem Streit „rhetorische Verhärtungen“ gebe. (dapd)