Vor allem Israel solle sich hüten, den Iran anzugreifen, sagt der geistige Führer. Sein Land werde selbst auf Drohungen “deutlich“ reagieren.

Teheran/Tel Aviv/Washington. Die Lage zwischen dem Iran und vor allem Israel und den USA bleibt nach dem jüngsten Bericht der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) zum iranischen Atomwaffenprogramm angespannt. Am Donnerstag warnte der iranische Religionsführer Ajatollah Ali Chamenei Israel vor Militärschlägen. Teheran werde auf jegliche militärische Attacke oder auch nur auf Drohungen "deutlich“ reagieren und seine Feinde von innen zerstören, sagte Chamenei in einer vom Staatsfernsehen übertragenen Ansprache. Die Revolutionären Garden, die Streitkräfte und die ganze Nation würden Angriffe "mit harten Schlägen und eisernen Fäusten beantworten“. Besonders die USA und Israel sollten sich in Acht nehmen, sagte der Ajatollah, der das letzte Wort in allen Staatsangelegenheiten Irans hat. "Diese Warnung geht an alle Feinde des Irans, besonders an die USA und das zionistische Regime.“

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Chamenei bezog sich auf israelische Debatten über mögliche Angriffe auf iranische Atomanlagen. Die IAEA in Wien hat in einem Bericht Hinweise auf die Existenz eines iranischen Nuklearwaffenprogramms aufgelistet. Die Behörde wirft dem Iran unter anderem vor, an der Entwicklung von Kernwaffen gearbeitet zu haben. In israelischen Medien wird über einen Angriff spekuliert. Die Regierung in Teheran hat die Vorwürfe zurückgewiesen. "Wir werden nicht von dem Weg abrücken, den wir eingeschlagen haben", sagte Staatschef Mahmud Ahmadinedschad am Mittwoch im iranischen Staatsfernsehen. Alle Vorwürfe aus dem Report stritt er ab. "Wir brauchen keine Atombombe", sagte er. Ahmadinedschad und eine Reihe anderer iranischer Regierungsbeamter bezichtigten die in ihren Urteilen eher vorsichtige Behörde in Wien der Unprofessionalität, Parteilichkeit und Würdelosigkeit.


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Die IAEA dagegen versichert, man habe die verfügbaren Informationen "sorgfältig und kritisch" geprüft. Die "im Großen und Ganzen glaubwürdigen" Indizien wiesen darauf hin, dass der Iran "Aktivitäten, die für die Entwicklung eines Nuklearsprengkopfes relevant sind", durchgeführt habe. Bis 2003 habe der Iran gezielt an der Produktion von Atomwaffen gearbeitet. Einige dieser Forschungsprogramme könnten laut der Behörde bis heute weiterlaufen.

Israel debattiert schon länger über einen Militärschlag gegen den Iran, um den Bau einer Atombombe zu verhindern. Mit seinen Schahab-3-Raketen könne das iranische Militär jeden Punkt in Israel erreichen, heißt es in Teheran. Die Raketen sollen eine Reichweite von 2000 Kilometern haben.

China: Sanktionen werden Atom-Streit mit Iran nicht lösen

Der IAEA-Bericht hat die Diskussion über neue Sanktionen wieder aufgebracht. Russland hat jedoch signalisiert, dass es eine neue Runde von Maßnahmen blockieren würde. Auch China zufolge wird sich der Atomstreit mit dem Iran nicht durch Sanktionen lösen lassen. Ein Sprecher des Außenministeriums in Peking erklärte am Donnerstag, diese seien keine "fundamentale“ Lösung des Problems. Die Regierung in Peking hat in der Vergangenheit ähnliche Formulierungen benutzt, dann jedoch im UN-Sicherheitsrat für Strafmaßnahmen gegen die Islamische Republik gestimmt.

Nachfolgend eine Übersicht über Irans bekannteste Nuklearanlagen:

Natans: In der unterirdischen Fabrik südöstlich von Teheran wird schwach angereichertes Uran produziert. Es wird für die Stromgewinnung, aber in hoch angereicherter Form auch für Atomwaffen benötigt. Für den Bau einer Atombombe müsste Uran auf 80 Prozent und mehr angereichert werden. GHOM: 2009 gab Teheran die Existenz einer weiteren, lange geheim gehaltenen Anreicherungsanlage südlich von Teheran zu, die noch nicht in Betrieb ist. Die Fabrik in einem Tunnelsystem auf einem früheren Militärgelände nahe der Schiiten-Hochburg Ghom bietet Platz für 3000 Zentrifugen zur Urananreicherung.

Buschehr: Nach der islamischen Revolution von 1979 zog sich die deutsche Kraftwerk Union (KWU) aus dem Projekt zurück. Später stiegen die Russen in Buschehr ein. In den beiden Atomreaktoren im Südwesten des Landes wurden im Oktober 2010 die ersten aus Russland gelieferten Brennelemente geladen – 35 Jahre nach Baubeginn. Im September 2011 ging Irans erstes Atomkraftwerk offiziell in Betrieb.

Isfahan: Im Zentrum der iranischen Kernforschung gibt es eine Anlage zur Produktion von Kernbrennstäben. Auch das in Zentrifugen zur Urananreicherung benötigte Hexafluoridgas wird südlich von Teheran hergestellt. ARAK: Den USA ist seit 2002 die Existenz des unfertigen Schwerwasserreaktors im Westen des Landes bekannt. Hier fällt Plutonium an, das für die Bombenproduktion verwendet werden könnte.

Teheran: Der kleine Leichtwasserreaktor in der Hauptstadt wurde noch zu Zeiten des 1979 gestürzten Schahs mit US-Hilfe gebaut. Er soll Material für medizinische Zwecke produzieren. Dazu benötigt er angereichertes Uran.

Karadsch: Seit den 1990er Jahren arbeitet nahe der Hauptstadt ein Nuklearforschungszentrum, das vor allem medizinischen Zwecken dienen soll.