Rom. Silvio Berlusconi bleibt sich treu. Ungeachtet der Euro-Krise und der dramatischen Lage im eigenen Land, streitet er jegliche Probleme ab. Trotz der Schmach, die ihm beim G20-Gipfel vergangene Woche in Cannes widerfahren ist, indem seine Sparbemühungen nun unter Beobachtung des Internationalen Währungsfonds stehen, glaubt er an seine Führungsqualitäten. Und obwohl er um eine Mehrheit im Parlament bangen muss, gibt er sich siegessicher. Die Massendemonstrationen der Opposition am Sonnabend in Rom inklusive Rücktrittsforderungen scheint er komplett zu ignorieren.

Er habe "in den vergangenen Stunden" überprüft, wie viele Abgeordnete weiter hinter der Regierungskoalition stünden, sagte der Ministerpräsident gestern. "Die Zahl ist sicher."

Morgen steht im italienischen Parlament eine Abstimmung über die öffentlichen Finanzen an, über die die Regierung stürzen könnte. Mehrere Abgeordnete der Mitte-rechts-Regierung hatten zuletzt nicht ausgeschlossen, Berlusconi fallen zu lassen. Der Regierungschef wies zudem Überlegungen zurück, er könnte durch eine von allen Kräften im Parlament gestützten Regierung aus Technokraten ersetzt werden. "Die einzige Alternative zu meiner Regierung wären Neuwahlen", sagte er.

Am Sonnabend hatten Zehntausende Anhänger der Opposition Front gegen Silvio Berlusconi gemacht - mit dem SPD-Chef Sigmar Gabriel als prominenten Redner. Während Slogans und Transparente den Rücktritt des politisch angeschlagenen Regierungschefs verlangten, ging Gabriel über die heikle italienische Innenpolitik hinweg: Er forderte auf der Kundgebung der wichtigsten Oppositionspartei PD (Demokratische Partei) den Kampf der sozialdemokratischen Kräfte in Europa "für die Rückkehr der Demokratie und gegen die Herrschaft der Finanzmärkte".

PD-Chef Pierluigi Bersani forderte auf der Kundgebung vor Zehntausenden Teilnehmern einen Kurswechsel. "Wir versprechen, Italien wieder dorthinzubringen, wo es hingehört", rief er aus. "Wiederaufbau - im Namen des italienischen Volkes", lautete das Motto der Kundgebung, zu der die PD-Anhänger mit 700 Bussen und 14 Zügen nach Rom gekommen waren.