Frankreichs Linke stellen einen alten Kämpen für den Wahlkampf 2012 auf. Doch kann Francois Hollande Präsident Sarkozy gefährlich werden?

Paris. Er war dick und wurde Pudding genannt. Wegen seiner Vorliebe für Süßspeisen und seiner wackligen politischen Haltungen. Jetzt gibt er sich schlank und smart. Seine langjährige Lebenspartnerin Ségolène Royal kandidierte im Jahr 2007 im Präsidentschaftswahlkampf gegen einen gewissen Nicolas Sarkozy – und verlor. Jetzt will Francois Hollande, 57, Frankreichs erster Mann im Staate werden und den unbeliebten Nicolas Sarkozy aus dem Amt hebeln. Im Stichentscheid bei der Vorwahl setzte sich Hollande mit rund 56 Prozent der Stimmen deutlich gegen die frühere Arbeitsministerin Martine Aubry durch. Meinungsumfragen zufolge hat Hollande gute Aussichten Sarkozy zu schlagen. Es wäre der erste Sieg eines Sozialisten bei einer Präsidentenwahl seit der Wiederwahl von Francois Mitterrand 1988. Sarkozy hat offiziell noch nicht erklärt, ob er sich der Wiederwahl im April und Mai stellt. Er wartet zurzeit mit seiner Frau Carla Bruni auf das erste gemeinsame Kind.

Es stehe ein schwerer Kampf bevor, sagte Hollande in der Parteizentrale der Sozialisten. Er sei sich der Größe der ihm bevorstehenden Aufgabe bewusst. Die Franzosen hätten die Politik von Sarkozy satt. Aubry gestand die Niederlage ein und sicherte Hollande ihre Unterstützung zu. „Ich werde all meine Kraft und Energie einsetzen, um sicherzustellen, dass er in sieben Monaten Präsident Frankreichs wird“, erklärte sie. Parteiangaben zufolge beteiligten sich rund drei Millionen Wähler an der Abstimmung. Teilnehmen konnten alle Franzosen, die sich zu den Zielen der politischen Linken bekennen und einen Euro Kostenbeitrag entrichteten.

Der als links von der Mitte eingestufte Hollande war als Favorit in das Rennen gegen Aubry gegangen, die eher als traditionelle Sozialistin gilt. Alle vier in der ersten Runde ausgeschiedenen Kandidaten hatten sich auf Hollandes Seite gestellt. In den letzten Tagen des Wahlkampfs hatte Hollande versichert, gegen Auswüchse der Finanzmärkte vorzugehen.

Hollande war Parteivorsitzender der Sozialisten von 1997 bis 2008. Unter den sozialistischen Kandidaten für die Präsidentschaftswahl 2012 profitierte er am stärksten vom Aus für Dominique Strauss-Kahn durch dessen Sex-Affäre. Der als gemäßigt geltende Hollande warb in den vergangenen Monaten vor allem mit seiner Bodenständigkeit. Gegner warfen ihm vor, konfliktscheu zu sein und schwer haltbare Versprechen zu machen. Im Vorwahlkampf versprach er unter anderem 60.000 neue Stellen für den Bildungsbereich und ein teures Programm gegen Jugendarbeitslosigkeit.

Der am 12. August 1954 in Rouen/Normandie geborene Arztsohn studierte Jura und Politikwissenschaft. Anschließend absolvierte er die Elite-Hochschule Ecole Nationale d'Administration (ENA). Nach dem ENA-Abschluss 1980 war er zunächst am Rechnungshof tätig. 1979 trat Hollande in die Sozialistische Partei ein, schloss sich aber im Richtungsstreit keinem der Flügel an. Im Kampf um ein Mandat für die Nationalversammlung unterlag er 1981 dem späteren Präsidenten Jacques Chirac in dessen Heimat-Departement Correze. Später konnte er es mehrmals gewinnen. Auch in dieser Wahlperiode hat er den Parlamentssitz für die Sozialisten inne.

Privat lebte François Hollande lange mit Ségolène Royal zusammen, die in der ersten Vorwahlrunde abgeschlagen mit sieben Prozent ausschied. Die beiden haben vier gemeinsame Kinder. Seine Ex-Partnerin fand zuletzt keine besonders positiven Worte mehr über Hollande. In einem Interview spottete sie, dass er in 30 Jahren politischer Laufbahn bislang nichts geschafft habe.

Hollande versprach nach seiner Quasi-Nominierung: „Ich will unserer Nation wieder Vertrauen geben.“ Der in einem Popularitätstief sitzende Sarkozy will nach Informationen der französischen Sonntagszeitung „Journal du Dimanche“ nach der Bestimmung des Herausforderers mit seinem eigenen Wahlkampf für eine Wiederwahl beginnen. Das Blatt berichtet, er wolle sich nach dem EU-Gipfel in Brüssel am 24. Oktober in einer einstündigen Sondersendung an die Nation wenden. Dabei werde es am Vorabend des G20-Gipfels in Cannes vorrangig um die Finanzkrise und die Aktionen Frankreichs auf dem internationalen Parkett gehen. (abendblatt.de/rtr/dpa)'