Eine Stichwahl muss bei Frankreichs Sozialisten entscheiden, wer für das Amt des Staatspräsidenten kandidiert. Kandidaten sind François Hollande und Martine Aubry.

Paris. Erst eine Stichwahl wird wohl entscheiden, wer für die französischen Sozialisten im kommenden Frühjahr für das Amt des Staatspräsidenten kandidiert. Aus der Direktwahl am Sonntag gingen François Hollande und Martine Aubry mit den meisten Stimmen hervor, doch keiner der Beiden erreichte die notwendigen 50 Prozent.

Auf ihren Internetseiten teilte die Partei mit, dass nach Auszählung von 1,674 Millionen Stimmzetteln Hollande 39 Prozent der Stimmen und Aubry 31 Prozent erhalten hätten. Allerdings ist das Ergebnis noch nicht amtlich. Nach Schätzungen der Partei wurden über zwei Millionen Stimmen abgegeben. Die Stichwahl soll am 16. Oktober stattfinden.

Dabei könnte entscheidend sein, für wen sich der Drittplatzierte vom Sonntag ausspricht. Der zum linken Flügel zählende Arnaud Montebourg erhielt bei der Vorwahl die drittmeisten Stimmen. Das Votum des Globalisierungsgegners könnte die Ausrichtung des Präsidentschaftswahlkampes der Sozialisten maßgeblich beeinflussen.

+++ Historische Schlappe für Sarkozy +++

Die hohe Beteiligung an der Kandidatenkür am Sonntag ist ein gutes Zeichen für die Sozialisten, die seit 1988 keine Präsidentschaftswahl mehr gewonnen haben. Umfragen zufolge könnte Hollande gut gegen den unpopulären Sarkozy gewinnen, wenn die Wahl heute äre. Der langjährige Parteichef der Sozialisten ist vielen französischen Wählern durch seine jahrzehntelange Tätigkeit in der Politik bekannt. Allerdings hat er bislang nicht mit spektakulären Vorschlägen zur Rettung des Euro, Lösung der Schuldenkrise oder anderer Probleme Frankreichs geglänzt.

Aubry, die nach Hollandes Abgang als erste Frau an die Parteispitze kam, gilt als beständige Dogmatikerin, von der niemand glaubt, dass sie im Amt groß von der Parteilinie abweichen werde.

Drittplatzierter möglicherweise Königsmacher

Der Aufstieg Montebourgs kam auf Kosten von Ségolène Royal, die bei der vergangenen Präsidentenwahl Sarkozy unterlag. Royal und Hollande waren über Jahre hinweg ein Paar und haben gemeinsam vier Kinder groß gezogen, bevor sie sich trennten. Ersten Prognosen zufolge erhielt Royal sieben Prozent der Stimmen und lag damit vor den beiden Kandidaten Manuel Valls und Jean-Michel Baylet.

Bis zur Hotelaffäre im Mai in New York hatte der frühere Direktor des Internationalen Währungsfonds IWF, Dominique Strauss-Kahn, als sicherer Herausforderer des Sarkozys gegolten. An der Abstimmung konnten erstmals auch Wahlberechtigte teilnehmen, die nicht Parteimitglied sind. Wer seine Stimme abgeben wollte, musste eine Erklärung unterschreiben, dass er die Werte der Linken teilt und einen Euro für die Organisation der Wahl zahlen.

(abendblatt.de/dapd)