In Kairo hatten sich Tausende Demonstranten vor der israelischen Botschaft versammelt. Bei Auseinandersetzungen gab es mindestens drei Tote.

Kairo. Am Freitagabend hatten sich tausende Demonstranten zu Protesten vor der israelischen Botschaft in Kaito versammelt. Dabei kam es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen mit den Sicherheitskräften. Nach Angaben der ägyptischen Regierung wurden dabei mindestens drei Menschen getötet, mehr als 1.000 seien verletzt worden. Das sagte der stellvertretende Gesundheitsminister Hamid Abasa am Sonnabend. Ein Mann war am Freitagabend an einem Herzinfarkt gestorben.

Tausende Ägypter hatten in der Nacht auf Sonnabend die israelische Botschaft angegriffen und damit die in letzter Zeit ohnehin gespannten Beziehungen zwischen den beiden Ländern weiter belastet. Das sei eine „schwere Verletzung“ diplomatischer Normen und ein „Schlag für die friedlichen Beziehungen“ zwischen den beiden Ländern, erklärte am Samstag ein ranghoher israelischer Regierungsvertreter.

Ägyptische Polizei in Alarmbereitschaft versetzt

Botschafter Jitzchak Levanon, seine Familie und weitere Mitarbeiter der diplomatischen Vertretung wurden in einem Militärflugzeug nach Israel ausgeflogen. Insgesamt soll es sich dabei um 80 Personen gehandelt haben. Die ägyptische Polizei wurde nach den Ausschreitungen in der Nacht zum Samstag in Alarmbereitschaft versetzt. Alle Polizisten müssten wieder zum Dienst erscheinen, Urlaub sei gestrichen worden, berichtete das ägyptische Staatsfernsehen.

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Bei den Ausschreitungen wurden laut einer Meldung der Nachrichtenagentur Mena mindestens 46 Polizisten verletzt. 19 Demonstranten wurden festgenommen. Gegen 06.00 Uhr (Ortszeit) ebbte die Gewalt langsam ab.

Begonnen hatte es mit einer Demonstration tausender Ägypter vor der Botschaft. Sie protestierten unter anderem gegen den Friedensvertrag ihres Landes von 1979 mit Israel, an dem auch der im Februar gestürzte Staatspräsident Husni Mubarak festgehalten hatte. Nachdem er zum Rücktritt gezwungen worden war, wurden in Ägypten immer wieder Forderungen laut, den Friedensvertrag mit Israel aufzukündigen.

Zuletzt löste im vergangenen Monat der Tod von fünf ägyptischen Polizisten einen Aufschrei der Empörung aus. Bei der Verfolgung militanter Islamisten hatten israelische Sicherheitskräfte im Grenzgebiet versehentlich die fünf ägyptischen Beamten getötet.

Demonstranten dringen in Botschaft ein

Nach stundenlangen Protesten vor dem Gebäude riss eine aufgebrachte Menge schließlich eine Schutzmauer vor dem Gebäude teilweise ein, attackierte die diplomatische Vertretung und holte die israelische Fahne auf dem Dach des Hochhauses ein. Rund 30 Demonstranten drangen in die Botschaft ein und warfen Dokumente aus den Fenstern. „Sie haben Aufzeichnungen über uns, sie sammeln Informationen über uns, deshalb ist es nur gerecht, wenn wir diese Informationen teilen“, sagte Mustafa Sajid, der nach eigenen Angaben an der Erstürmung der Botschaft beteiligt war.

Die Gruppe sei durch ein Fenster im dritten Stock in das Gebäude gelangt und habe dann die Türen der Botschaft in höher gelegenen Etagen aufgebrochen. Auf ihrem Weg hätten sie drei Israelis getroffen und einen davon geschlagen, sagte der 28-Jährige. Ägyptische Militärpolizisten eskortierten schließlich die Botschaftsmitarbeiter schließlich aus dem Gebäude. Wie in Jerusalem verlautete, verließen alle Mitarbeiter bis auf den stellvertretenden Botschafter Ägypten. Sechs Israelis seien bei der Erstürmung der Botschaft in dem Gebäude eingeschlossen

Polizei greift erst spät ein

Die ägyptische Polizei griff erst Stunden nach Beginn der Proteste ein. Polizisten und Soldaten feuerten dann Tränengas in die Menge vor dem Botschaftsgebäude. Die Demonstranten schleuderten Molotow-Cocktails auf die Sicherheitskräfte und steckten mehrere Polizeifahrzeuge, aber auch Autos und Bäume in Brand. (dapd/abendblatt.de)