Ethnische Serben haben Nato-Friedenstruppen an einem umstrittenen Grenzposten im Kosovo beschossen. Kfor: Situation hat sich verschlimmert.

Pristina/Belgrad. Ethnische Serben haben nach ihrem Angriff auf einen Grenzposten im Kosovo auf Nato-Friedenstruppen geschossen. Die Situation an dem Posten habe sich verschlimmert, teilte die Nato-Kosovo-Truppe KFOR am Mittwoch mit. Es sei bestätigt worden, dass an dem Grenzposten ein Brand gelegt und auf KFOR-Einheiten in der Gegend geschossen worden sei. Aus der Mitteilung ging jedoch nicht hervor, ob es bei den Vorfällen Verletzte gab oder ob die Soldaten den Beschuss erwiderten. Es sei Verstärkung an die Grenze geschickt worden.

Ein serbischer Augenzeuge vor Ort sagte, Dutzende Maskierte hätten bewaffnet unter anderem mit Brechstangen, Äxten und Molotowcocktails den Grenzübergang niedergebrannt. Zoll- und Polizeibeamte waren verfolgt von bewaffneten Serben zu einem Kfor-Stützpunkt in der Nähe geflohen.

Aufgebrachte Angehörige der serbischen Minderheit hatten am Mittwochabend den umkämpften Grenzübergang Jarinje zur Nachbarrepublik Serbien in Brand gesteckt. Etwa 50 maskierte Angreifer verwüsteten den Grenzpunkt, der seit zwei Tagen von der Kosovo- Regierung kontrolliert wird.

Die internationale Schutztruppe KFOR verlegte starke Einheiten in die Nähe des Grenzübergangs, um eine Ausweitung der Gewalt zu verhindern. US-Einheiten schützten den Bereich um den abgebrannten Grenzübergang, deutsche Verbände seien in den übrigen Teilen Nordkosovos stationiert worden.

Der serbische Staatspräsident Boris Tadic appellierte an seine Landsleute im Kosovo, ihre Angriffe einzustellen. Diese Gewalt schade den Interessen Serbiens. Serbien hofft, bis zum Jahresende den Status eines EU-Beitrittskandidaten zu erhalten. Voraussetzung ist ein entspanntes Verhältnis zu der vor drei Jahren abgefallenen und heute selbstständigen früheren serbischen Provinz Kosovo.

Die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton rief Politiker in Belgrad und Pristina zu einer raschen Lösung des Konflikts auf. „Ruhe und Sicherheit für jeden müssen wieder hergestellt werden“, sagte Ashton nach einer am Mittwochabend in Brüssel verbreiteten Mitteilung. „Gewalt wird niemals toleriert und einseitige Aktionen sind nicht der richtige Weg.“ Die Außenbeauftragte verurteilte die Gewalt im nördlichen Kosovo und sprach von „inakzeptablen“ Entwicklungen.

Jarinje war bereits vor drei Jahren von aufgebrachten Serben niedergebrannt worden. Im Kern der Auseinandersetzung geht es um die Kontrolle Nordkosovos mit seiner kompakten serbischen Minderheit. Die Kosovo-Regierung hatte am Montag die beiden bisher serbisch kontrollierten Grenzübergänge von Polizei-Sondereinheiten besetzen lassen, um dort „Recht und Ordnung“ durchzusetzen. Darauf hatten die Serben mit Straßenblockaden geantwortet.

Der UN-Sicherheitsrat wird sich am Donnerstag auf Antrag Serbiens mit der Lage im Kosovo beschäftigen. Belgrad will erreichen, dass die gewaltsame Übernahme der beiden Grenzübergänge durch die Kosovo-Regierung verurteilt wird. Die hatte am Vorabend argumentiert, mit der Polizeiaktion die volle Souveränität des seit drei Jahren unabhängigen Staates wiederhergestellt zu haben. Im serbisch dominierten Norden Kosovos hatte die Zentralregierung bisher keinen Einfluss.

Mit Material von reuters/dpa