Die serbische Bevölkerung boykottierte die Wahl. Sieger Hashim Thaci will Trennung von Belgrad noch im Dezember ausrufen.

PRISTINA. Drei Wochen vor Abschluss der internationalen Vermittlungsbemühungen um den Status des Kosovo steht die abtrünnige südserbische Provinz vor einem Regierungswechsel. Der ehemalige Untergrundkämpfer Hashim Thaci erklärte gestern seine Demokratische Partei Kosovos (PDK) zum Sieger der Parlamentswahl. Die serbische Minderheit in der mehrheitlich von Albanern bewohnten Provinz hatte einem Aufruf Belgrads folgend die Wahl am Sonnabend komplett boykottiert. Aber auch mehr als die Hälfte der wahlberechtigten Albaner enthielten sich der Stimme. Die PDK lag nach Auszählung rund der Hälfte der Stimmen mit 35 Prozent vorn.

Albaner und Serben streiten seit Jahren um die Zukunft der unter internationaler Verwaltung stehenden Provinz. Am 10. Dezember will die sogenannte Vermittlungstroika aus Vertretern Russlands, der EU und der USA dem Uno-Generalsekretär Ban Ki-moon ein Ergebnis vorlegen. Bisher haben Albaner und Serben in der Frage keinerlei Annäherung erzielt. Serbien hatte zuletzt für die Provinz offiziell eine Teilautonomie nach dem Vorbild Hongkongs vorgeschlagen. Die Kosovo-Albaner bestehen auf der vollständigen Unabhängigkeit von Belgrad.

Der umstrittene Thaci (39), der als UCK-Führer den Kampfnamen "Gjarperi" ("Die Schlange") trug, ist 1997 von einem serbischen Gericht wegen Terrorismus und Beteiligung an mehreren Morden zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt worden. 1999 leitete er im französischen Rambouillet die Albanerdelegation bei den gescheiterten Verhandlungen zur Lösung der Kosovo-Krise.

Thaci sprach gestern vor jubelnden Anhängern in der Kosovo-Hauptstadt Pristina von einem "historischen Tag" für die Provinz. Eine Kosovo-Regierung unter seiner Führung werde "unmittelbar nach dem 10. Dezember" die Unabhängigkeit ausrufen, sagte Thaci. Die Unabhängigkeit werde der größte Sieg der Kosovo-Albaner sein. Thaci dankte den USA und - an zweiter Stelle - der EU für die Unterstützung und sagte: "Wir vertrauen dem Westen."

Zweitstärkste Kraft wurde mit 22 Prozent die jetzt regierende Demokratische Liga Kosovos (LDK) des 2006 gestorbenen Präsidenten Ibrahim Rugova. An dritter Stelle liegt mit zwölf Prozent die Allianz Neues Kosovo (AKR). Laut Wahlkommission beteiligten sich nur zwischen 40 und 45 Prozent der rund 1,5 Millionen Stimmberechtigten. Es war die niedrigste Wahlbeteiligung seit 1999, als Serbien die Kontrolle der Provinz der Uno und den Nato-Truppen überlassen musste.