Die Mutter der Frau, die Strauss-Kahn einen Vergewaltigungsversuch vorwirft, soll laut Medien eine Affäre mit dem Politiker gehabt haben.

Paris. Eine neue Zeugenaussage in der Pariser Affäre um einen mutmaßlichen Vergewaltigungsversuch von Ex-IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn sorgt für Wirbel. Die Mutter der Frau, die Strauss-Kahn das Sexualverbrechen vorwirft, hat nach einem Zeitungsbericht in einem Verhör behauptet, vor vielen Jahren eine Affäre mit dem Politiker gehabt zu haben.

„Einvernehmlich, aber brutal“ sei ihr sexuelles Verhältnis gewesen, sagte die heute 65-jährige Anne Mansouret der Polizei nach einem Bericht des Nachrichtenmagazins „L’Express“. Als Begründung für ihre späte Aussage nannte sie ihren Eindruck, dass Strauss-Kahns Anhänger ihn noch immer als „unfähig zu Gewalt“ beschrieben, was ihrer Meinung nach nicht stimme. Ihre Tochter habe von der Affäre nichts gewusst, erklärte Mansouret demnach.

Zu der sexuellen Begegnung zwischen Strauss-Kahn und Mansouret soll es Anfang des vergangenen Jahrzehnts in einem Pariser Büro der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) gekommen sein. Strauss-Kahn war damals bei der OECD Sonderberater des Generalsekretärs.

Die Vergewaltigungsvorwürfe der 32 Jahre alten Schriftstellerin Tristane Banon hat der 62-Jährige bereits vor einiger Zeit im Gespräch mit dem Autor seiner Biografie zurückgewiesen und sie als „erfundene Geschichten“ bezeichnet. Seine Anwälte wollten sich zunächst nicht zu den neuen Aussagen äußern. Gegen Mansourets Tochter Tristane haben sie Anzeige wegen Verleumdung erstattet.

Mansouret bekräftigte nach dem „L’Express“-Bericht, dass sie ihrer Tochter 2003 abgeraten habe, den Politiker wegen versuchter Vergewaltigung anzuzeigen. Juristen hätten ihr erklärt, dass die Aussichten auf Erfolg nicht besonders groß seien, da Strauss-Kahn die Vorwürfe als Racheakt einer enttäuschten Journalistin hätte zurückweisen können.

Mansouret betonte auch, dass der damalige Parteichef François Hollande über die Vergewaltigungsvorwürfe ihrer Tochter gegen Strauss-Kahn auf dem Laufenden gewesen sei. Hollande selbst forderte am Dienstagabend, die Polizei solle ihn so früh wie möglich vernehmen.

Tristane Banon hatte Strauss-Kahn wegen eines angeblichen Vergewaltigungsversuchs bei einem Interview-Termin vor acht Jahren angezeigt. In ihrer Vernehmung durch die Ermittler beschrieb sie nach Informationen der Tageszeitung „Le Monde“ (Mittwoch) jetzt detailliert den angeblichen Tatverlauf. Demnach machte Strauss-Kahn sie bereits kurz nach ihrer Ankunft in einem nahezu leeren Pariser Appartement eindeutig an. Wenig später sei er über sie hergefallen. Der Politiker sei wie in Trance gewesen, berichtete Banon nach „Le Monde“-Angaben. Erst nach gewaltsamer Gegenwehr habe sie mit offener Hose aus der Wohnung fliehen können. Kurz darauf habe sie von ihm eine SMS bekommen, in der gefragt habe: „Und, habe ich Ihnen Angst gemacht?“.

Die Staatsanwaltschaft entscheidet nach Abschluss der Vorermittlungen, ob sie ein offizielles Verfahren einleitet. Falls es sich ihrer Ansicht nach um sexuelle Belästigung handelt, wäre die mutmaßliche Straftat bereits verjährt. Im Fall einer Verurteilung wegen versuchter Vergewaltigung droht Strauss-Kahn dagegen eine Haftstrafe von 15 Jahren.

In den USA ist Strauss-Kahn wegen versuchter Vergewaltigung eines Zimmermädchens angeklagt. Ob es zum Prozess kommt, ist noch offen. Zuletzt waren erhebliche Zweifel an der Glaubwürdigkeit des mutmaßlichen Opfers aufgetaucht. Strauss-Kahn befindet sich auf freiem Fuß, darf die USA aber nicht verlassen. (dpa)