Die Bundeswehr spürt immer mehr Sprengfallen in Afghanistan auf. Zuletzt konnten zwei Drittel aller Anschlagsversuche vereitelt werden.

Berlin/Kabul. Die Bundeswehr verzeichnet Erfolge beim Aufspüren von Sprengfallen in Afghanistan. In den ersten fünf Monaten dieses Jahres wurden nach Informationen des Hamburger Abendblatts im Norden des Landes zwar annähernd 100 Anschläge auf die internationale Schutztruppe (Isaf) verübt, im selben Zeitraum aber auch rund 200 Sprengfallen gefunden und beseitigt.

"Sprengstoffanschläge sind ein teuflisches Instrument. Sie bleiben die größte Bedrohung für die Bundeswehr in Afghanistan", sagte Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU). "Deshalb ist es eine gute Nachricht, dass wir fast zwei Drittel aller Sprengfallen im deutschen Verantwortungsbereich beseitigen konnten. Denn die Aufklärung ist außerordentlich schwierig."

Als einen Grund für den Erfolg wertet das Ministerium den hohen Druck auf die radikal-islamischen Taliban, der durch gemeinsame Operationen mit afghanischen Einheiten erzeugt werde. De Maizière verwies darauf, dass verschiedene Systeme unbemannter Aufklärungsdrohnen im Einsatz seien. "Dazu kommen elektronische Mittel auf dem Boden und Aufklärung vor Ort und mit Hilfe der Bevölkerung."

Um ihre Effektivität beim Vereiteln von Anschlägen weiter zu erhöhen, will die Bundeswehr ein neues System beschaffen, das Sprengfallen entlang von Straßen fernlenkbar aufklären und unschädlich machen kann. "Die Taliban werden uns mit Sprengstoffanschlägen nicht von unserem Weg abbringen und die positive Entwicklung nicht aufhalten können", sagte der Minister.

Die Zahl der Sprengfallen stieg nach Abendblatt-Informationen in den ersten fünf Monaten 2011 im Vergleich zum entsprechenden Zeitraum des Vorjahres um etwa ein Drittel. Dies führt das Verteidigungsministerium auf die höhere Präsenz der Bundeswehr zusammen mit den afghanischen Sicherheitskräften in der nördlichen Region zurück. Im landesweiten Vergleich wurden aber nur vier Prozent aller Vorfälle mit Sprengfallen im Bereich des Regionalkommandos Nord registriert.

De Maizière erläuterte die Schwierigkeiten beim Aufspüren: "Bei den Auslösern für Sprengsätze handelt es sich oft nur um kleine Metallplatten von wenigen Zentimetern Durchmesser. Solche Fallen können auf staubigen Straßen innerhalb weniger Minuten scharf gemacht und gezündet werden." Bei neuen Anschlägen kamen vier Nato-Soldaten ums Leben. Wie die Isaf gestern mitteilte, starben im Osten des Landes zwei Einsatzkräfte bei Angriffen von Aufständischen. Ein weiterer Soldat wurde bei einer ähnlichen Attacke im Süden getötet. Zudem habe ein Soldat in Südafghanistan sein Leben bei einem Bombenanschlag verloren. In der Region sind vor allem US-Soldaten und Briten stationiert.