Schwerste Krawalle seit vielen Jahren in Belfast. Regierung fürchtet um Friedensprozess

Belfast. Jahrelang ist es in Nordirland ruhig geblieben, doch nun erschüttern wieder Unruhen die Region. Den zweiten Tag in Folge lieferten sich pro-britische Protestanten und Katholiken heftige Straßenkämpfe in Belfast. Rund 700 Menschen bewarfen sich mit Steinen, es fielen sogar Schüsse. Immer wieder wurden Polizisten angegriffen; ein Fotograf wurde niedergeschossen, zwei Männer erlitten Verbrennungen durch Molotowcocktails. Die Presse wurde aufgefordert, zu ihrer eigenen Sicherheit das Unruhegebiet zu verlassen.

Der als historisch bezeichnete Besuch von Königin Elizabeth II. in der Republik Irland im vergangenen Monat, der erste einer britischen Monarchin seit 100 Jahren, hatte auch dazu dienen sollen, den Friedensprozess weiter zu stabilisieren. Auslöser der schwersten Krawalle seit Jahren soll die radikale protestantische Gruppe Ulster Volunteer Force (UVF) gewesen sein. Sie will den Verbleib Nordirlands im Vereinigten Königreich. Der nordirische Ministerpräsident Peter Robinson sagte, es sei "enttäuschend", dass der erfolgreich laufende Friedensprozess nun von einigen wenigen gestört werde. Der seit 2005 formell beendete Bürgerkrieg in Nordirland hatte seit 1969 fast 4000 Todesopfer und rund 40 000 Verletzte gefordert.