14 Todesopfer haben die Explosionen im Touristenort Marrakesch gefordert, Deutsche sollen nicht darunter sein. Hintergründe weiter unklar.

Marrakesch. Ein Touristencafé in der Mittagssonne: Diese Ziel hatten sich Terroristen ausgesucht: Wer hinter dem Anschlag auf das beliebte "Argana" steckt, weiß noch niemand. Klar scheint bisher nur zu sein, dass es kein Unfall war. 14 Menschen wurden getötet, 23 weitere verletzt.

Wie Innenminister Taib Chergaoui mitteilte, sind unter den Toten elf Ausländer und drei Marokkaner. Staatspräsident Nicolas Sarkozy hatte zuvor gesagt, es seien Franzosen unter den Toten, nannte aber keine Zahl.

Unter den 13 Verletzten, die im Tofail-Krankenhaus behandelt werden, sind dem Leiter der Notaufnahme zufolge Marokkaner, Franzosen, Kanadier und Briten. Die anderen Verletzten würden in einem Militärkrankenhaus und Privatkliniken behandelt. Es ist der folgenschwerste Terroranschlag in dem nordafrikanischen Königreich seit acht Jahren.

Regierungssprecher Khalid Naciri sagte, es sei „zu früh“, um zu sagen, wer hinter dem Anschlag stecke. Er könne nicht konkret werden, „bevor die Ermittler ihre Schlussfolgerungen gezogen haben“. Die marokkanischen Sicherheitskräfte haben in der Vergangenheit mehrere Zellen einer zum Terrornetzwerk Al Kaida gehörenden Gruppe zerschlagen.

Das zerstörte Café Argana befindet sich auf dem Djemma-el-Fna-Platz im Zentrum von Marrakesch, der zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt. Die Explosion kurz vor der Mittagsstunde riss die gesamte Fassade des terracottafarbenen Gebäudes auf.

König Mohammed VI. kondolierte den Hinterbliebenen und wies Justiz- und Innenminister an, Hintergründe und Ziele des Anschlags aufzuklären, zitierte die marokkanische Nachrichtenagentur MAP aus einer Erklärung des Kabinetts.

Die Regierung hatte nach der verheerenden Explosion zunächst von einem möglichen Unfall gesprochen. „Wir haben rund eine Stunde unter der Hypothese ermittelt, dass es ein Unfall gewesen sein könnte“, sagte Naciri in einem Interview des französischen Fernsehsenders France-24. „Aber erste Ergebnisse der Untersuchung haben bestätigt, dass es sich tatsächlich um einen kriminellen Akt gehandelt hat.“ Stunden später, in denen Naciri zufolge die Vorgehensweise der Täter untersucht wurde, sprach er von einem Terroranschlag.

Es würden ständig Terrorzellen in Marokko entdeckt, sagte der Sprecher weiter. „Nichts hat uns dazu veranlasst, einen Akt diesen Ausmaßes zu vermuten oder vorherzusehen“, fügte er hinzu.

Augenzeugen berichteten von chaotischen Szenen auf dem bei Touristen wegen seiner Schlangenbeschwörer, Feuerschlucker und der Medina beliebten Platz. „Es gab einen riesigen Knall, es stieg viel Rauch auf und es regnete Trümmer. Hunderte Menschen rannten in Panik umher, einige hin zum Café, andere weg vom Platz. Die gesamte Fassade des Cafés wurde weggesprengt“, sagte der Londoner Andy Birnie der Nachrichtenagentur AP. Er verbringt seine Flitterwochen in Marrakesch. „Es war Mittagszeit, deshalb war viel los auf dem Platz“, sagte Birnie. Einheimische sagten uns, dass Gasflaschen explodiert seien.„

Auch der 34-jährige portugiesische Tourist Alexandre Carvalho wurde Zeuge der Explosion. “Ich bin gerade auf dem Platz angekommen, dort, wo die meisten Cafés sind. Plötzlich hörte ich diese schwere Explosion„, sagte er. Er habe mit dem Rücken zu ihr gestanden. “Ich habe mich umgedreht, um sie zu sehen. Mindestens zehn Menschen wurden verletzt„, sagte er.

Marokko blieb in den vergangenen Jahren von folgenreichen Terroranschlägen weitgehend verschont. 2003 verübten mehrere Selbstmordattentäter in Casablanca einen Anschlag, bei dem einschließlich der Attentäter 45 Menschen ums Leben kamen. Verantwortlich für die Tat soll die mit dem Terrornetzwerk Al-Kaida verbündete Marokkanische Gruppe Islamischer Kämpfer (GICM) gewesen sein. Sie wird auch mit den Anschlägen in Madrid im März 2004 in Verbindung gebracht. (dapd)