Weltbank und Regierung rechnen mit Schäden in Höhe von bis zu 300 Milliarden Dollar

Berlin. Die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt wird stärker als erwartet unter den Folgen von Beben, Tsunami und Atomkatastrophe leiden. Verantwortlich dafür sind vor allem die Stromausfälle und zerstörte Infrastruktur. Dadurch sind im Land und weltweit Lieferketten unterbrochen und Fabriken lahmgelegt.

Obwohl die hauptsächlich betroffenen Landstriche wirtschaftlich nicht sehr bedeutend sind, rechnen Experten damit, dass die wirtschaftlichen Folgen gravierender sein können als ursprünglich angenommen. Ökonomen hatten direkt nach dem Beben geschätzt, dass die Schäden bei 130 Milliarden Dollar liegen könnten. Inzwischen rechnet die Weltbank damit, dass die Dreifach-Katastrophe mehr als 250 Milliarden kosten könnte. Das entspräche rund fünf Prozent der japanischen Wirtschaftsleistung. Die Regierung in Tokio schätzt sogar, dass allein die Schäden sich auf 300 Milliarden Dollar belaufen. Das würde das Erdbeben und seine Folgen zur teuersten Naturkatastrophe machen, die es je gegeben hat.

Wegen der Produktionsausfälle wird die japanische Wirtschaft in diesem Jahr weniger stark wachsen als erwartet. Der Internationale Währungsfonds (IWF) erwartet, dass die Wirtschaftsleistung in diesem Jahr nur um 1,4 Prozent zulegen wird, ursprünglich hatten die Ökonomen in Washington mit 1,6 Prozent gerechnet. Verantwortlich dafür sind nicht nur die Stromausfälle und Schäden an den Fabriken, sondern auch die verschreckten japanischen Verbraucher. "Nach einer Naturkatastrophe neigen die Menschen dazu, erst einmal nichts mehr auszugeben", erklärte der japanische Wirtschaftsminister Kaoru Yosano die Kaufzurückhaltung: "In einigen Regionen könnten die Auswirkungen immens sein."

Volkswirte erwarten allerdings, dass diese Folgen zeitlich begrenzt sein werden. Denn der Wiederaufbau in den betroffenen Regionen wird durchaus wie ein Konjunkturprogramm wirken. Der IWF geht davon aus, dass die japanische Wirtschaft im kommenden Jahr bereits wieder um 2,1 Prozent zulegt.