Verteidigungsminister De Maizière sagte bei seinem Afghanistanbesuch: “Die nächsten Wochen und Monate werden sehr entscheidend ein.“

Bundesverteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) sieht den Afghanistan-Konflikt in einer entscheidenden Phase. Nach dem Winter werde sich nun zeigen, ob und wie die Taliban auf die Erfolge der internationalen Schutztruppe Isaf reagieren, sagte er am Sonnabend bei seinem ersten Truppenbesuch bei der Bundeswehr in Nordafghanistan. „Die nächsten Wochen und Monate werden sehr entscheidend sein.“ De Maizière zollte den deutschen Soldaten seinen Respekt und seine Anerkennung und verwendete wie sein Vorgänger Karl-Theodor zu Guttenberg den Kriegsbegriff für den Afghanistan-Einsatz. „Hier ist vieles von dem, was Sie tun, ein Einsatz wie im Krieg – nicht für alle, nicht zu jeder Zeit für alle, in unterschiedlicher Weise, aber doch sichtbar und greifbar“, sagte er in einer Ansprache vor den Soldaten in Masar-i-Scharif.

De Maizière besucht drei Wochen nach seinem Amtsantritt erstmals als Verteidigungsminister Afghanistan. Zunächst traf er in der Hauptstadt Kabul den afghanischen Präsidenten Hamid Karsai und den Isaf-Kommandeur, US-General David Petraeus. Anschließend flog er am Nachmittag ins Isaf-Hauptquartier für Nordafghanistan nach Masar-i-Scharif. Die Bundeswehr hat das Kommando im Norden des Landes.

Erst am Freitag hatte der Bundestag eine Ausweitung des Bundeswehreinsatzes beschlossen. Bis zu 300 Soldaten zusätzlich sollen für Awacs-Aufklärungsflüge zur Verfügung gestellt werden. De Maizière verteidigte die Entscheidung, die auch zur Entlastung der Verbündeten im Libyen-Krieg beitragen soll. Die deutschen Besatzungen sollen nun so schnell wie möglich nach Afghanistan geschickt werden. „Das ist eine Frage von Tagen, nicht von Wochen“, sagte de Maizière. In der Anfangsphase sollen 70 bis 100 Soldaten entsandt werden. Derzeit sind bereits 5000 Bundeswehrsoldaten in Afghanistan stationiert.

Der Minister stellte die Soldaten auch auf weitere Verluste ein. Es sei klar, dass „das Freikämpfen von Gebieten (...) ein Weg ist, der Verluste kostet“, sagte er. „Das ist ein hoher Zoll, der zu bezahlen ist, aber er ist mit diesem Einsatz verbunden.“ Seit Beginn des Einsatzes 2001 sind 46 deutsche Soldaten in Afghanistan ums Leben gekommen. Zuletzt wurden im Februar drei Soldaten bei einem Amoklauf eines afghanischen Soldaten in einem Außenposten getötet. „Dieser tragische Zwischenfall ist ein Einzelfall“, sagte de Maizière dazu und verteidigte das bisherige Ausbildungskonzept. Das sogenannte Partnering, bei dem deutsche und afghanische Einsatzkräfte auch in vorderster Front zusammen kämpfen, sei der „Schlüssel zum Erfolg“ bei der Übergabe der Sicherheitsverantwortung an die Afghanen.

US-General Petraeus würdigte die Erfolge der Bundeswehr in Nordafghanistan in den vergangenen Monaten. Er verwies vor allem auf die Operationen gegen die Taliban in den Unruheprovinzen Kundus und Baghlan. Bei allen Schwierigkeiten habe es dort „beeindruckende Fortschritte“ gegeben.

(dpa)