Journalisten im Visier. Mann zu Tode geprügelt. Hotels gestürmt. ZDF erwägt Abzug

Hamburg/Kairo. Angesichts des anhaltenden Massenprotests gegen die Regierung von Staatspräsident Husni Mubarak schlägt das Regime in Ägypten mit brutaler Härte zurück. Bei Straßenschlachten zwischen Gegnern und Anhängern Mubaraks kam es in der Innenstadt von Kairo gestern zu einem heftigen Feuergefecht. Ärzte sprachen von zehn Toten. In mehreren Stadtteilen standen Gebäude in Flammen, darunter ein Luxushotel. Plünderer machten die Straßen unsicher. Das Militär versuchte, einen Puffer zwischen den verfeindeten Gruppen zu bilden, blieb aber sonst passiv.

Die Wut der Mubarak-Anhänger richtet sich jetzt verstärkt auch gegen Ausländer, vor allem Journalisten. Ihnen wirft das Regime vor, die Forderungen der Demonstranten weltweit publik gemacht zu haben. Nach Angaben von Rettungskräften wurde ein Ausländer auf dem zentralen Tahrir-Platz zu Tode geprügelt. Seine Nationalität blieb zunächst unbekannt. Schlägertrupps stürmten Hotels in Kairo und machten gezielt Jagd auf Ausländer, wie der Sender al-Arabija berichtete. Internationale Journalisten wurden drangsaliert, verprügelt und bedroht, einige wurden festgenommen.

Das ZDF erwägt jetzt, seine Mitarbeiter aus Kairo abzuziehen. Büroleiter Dietmar Ossenberg wurde während des "heute-journals" offenbar mit dem Laserstrahl einer Waffe angepeilt. "Als Nächstes hätte der Schuss kommen können", sagte ZDF-Chefredakteur Peter Frey. Die Lage werde immer dramatischer. Der niederländische TV-Sender Fox hat seine Crew bereits abgezogen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) forderte die ägyptische Regierung eindringlich auf, die Gewalttaten gegen Demonstranten zu unterbinden. Der Wandel in dem Land müsse "jetzt" beginnen, sagte sie.

Mubarak, der sich mit Familie im schwer bewachten Präsidentenpalast in Kairo aufhalten soll, will ungeachtet der anhaltenden Proteste vorerst im Amt bleiben. "Wenn ich heute zurücktrete, wird Chaos ausbrechen", sagte er dem US-Sender ABC. Zugleich versicherte der 82-Jährige, er werde nicht aus Ägypten flüchten. Die "Basler Zeitung" berichtete, die Mubarak-Familie habe während ihrer 30-jährigen Herrschaft rund 40 Milliarden Dollar ins Ausland transferiert, auch in die Schweiz.