Die Regierungen in Berlin und Paris fordern Bürger zum Verlassen des Landes auf. Nach den Stichwahlen im November gab es immer wieder Unruhen.

Abidjan. International wächst die Sorge vor dem Ausbruch eines Bürgerkriegs in der Elfenbeinküste. Die Regierungen in Berlin und Paris riefen am Mittwoch ihre in dem westafrikanischen Staat lebenden Bürger auf, das Land vorübergehend zu verlassen. Zuvor hatte UN-Generalsekretär Ban Ki Moon gewarnt, dass nach dem Streit über den Ausgang der Präsidentenwahl ein Bürgerkrieg drohe. Die Weltbank fror ihre Kredite für die Elfenbeinküste ein.

Nach der Stichwahl beanspruchen sowohl der amtierende Präsident Laurent Gbagbo als auch sein Kontrahent Alassane Ouattara den Sieg für sich. Die Vereinten Nationen und viele Länder auf der Welt haben dabei nach der Stichwahl vom 28. November Ouattara als neuen Präsidenten anerkannt. UN und Europäische Union riefen Amtsinhaber Gbagbo auf, den Sieg des Rivalen zu akzeptieren. Der UN-Sicherheitsrat erklärte in einer einstimmig beschlossenen Resolution, alle Akteure sollten „den Willen des Volkes und den Ausgang der Wahl“ respektieren, um den Frieden in der Elfenbeinküste zu gewährleisten.

Danach sieht es im Moment nicht aus. Das Auswärtige Amt in Berlin erklärte: „Mit einer weiteren Verschlechterung der Sicherheitslage sowie neuen Ausschreitungen und Gewaltausbrüchen muss gerechnet werden.“ Die Zahl der Mitarbeiter der deutschen Botschaft wurde demnach bereits auf ein Minimum reduziert. Es gebe großen Anlass zur Sorge, erklärte Regierungssprecher Francois Baroin in Paris. Wer könne, solle die Elfenbeinküste vorübergehend verlassen. Derzeit leben schätzungsweise 13.000 Franzosen in der früheren Kolonie.

Ban erklärte am Dienstag, bereits jetzt gebe es Berichte über die Rekrutierung von Söldnern in den Nachbarstaaten. Zuvor hatte der UN-Sicherheitsrat das Mandat der mehr als 8.600 Blauhelme in dem Land bis Ende Juni 2011 verlängert und eine Aufstockung um 500 Soldaten genehmigt.

Weltbankpräsident Robert Zoellick erklärte nach einem Treffen mit dem französischen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy, alle Zahlungen an die Elfenbeinküste seien eingestellt worden, das Büro in der Hauptstadt Abidjan geschlossen. In einer Erklärung wurde Gbagbo aufgefordert, seine Niederlage einzugestehen und zurückzutreten. Daran denkt Gbagbo aber offenbar nicht. Er forderte die UN-Soldaten am vergangenen Wochenende auf, das Land zu verlassen. Den Vereinten Nationen warf er vor, nicht unparteiisch zu sein. Am Dienstagabend erklärte er gar, „die internationale Gemeinschaft hat der Elfenbeinküste den Krieg erklärt“. Er sei weiter der Präsident des Landes.

Ein Gefolgsmann des Wahlsiegers Ouattara, der von ihm ernannte Ministerpräsident Guillaume Soro, rief die EU, die UN und die Afrikanische Union (AU) dazu auf, über eine Intervention nachzudenken, um Gbagbo aus dem Amt zu drängen. „Es ist offenkundig, dass noch eine Lösung übriggeblieben ist: Gewalt“, sagte er dem französischen Fernsehsender I-Tele. Bislang seien 200 Bürger der Elfenbeinküste von liberianischen und angolanischen Söldnern getötet worden. Die Quelle für diese Angaben nannte Soro nicht. Der Chef der UN-Friedenstruppen, Alain Le Roy, sprach von Hinweisen auf Söldner „aus Liberia und, vielleicht, Angola“.