Rebellen kämpfen gegen Regierungstruppen nahe der Grenze zu Thailand. Ein japanischer Reporter wurde festgenommen. Berichte über Tote.

Rangun/Bangkok. Nach der von Betrugsvorwürfen begleiteten Parlamentswahl in Birma sind im Grenzgebiet zu Thailand Kämpfe zwischen Rebellen und Regierungstruppen ausgebrochen. Mindestens zehn Menschen wurden verletzt, Hunderte flohen nach Thailand. In der Grenzstadt Myawaddy waren noch am Montagnachmittag vereinzelt Schüsse zu hören, einige Kugeln schlugen auf thailändischem Gebiet ein.

Einige der Oppositionspolitiker, die bei der Abstimmung antraten, äußerten sich bestürzt über, wie sie sagten, weit verbreiteten Wahlbetrug . Mehrere Parteien erklärten, viele Wähler seien zur vorzeitigen Stimmabgabe für die Regierung gezwungen worden. Der stellvertretende Sekretär des in Thailand ansässigen Forums für Demokratie in Birma, Soe Aung, rief die internationale Gemeinschaft auf, die Wahlergebnisse nicht anzuerkennen. Die Wahl stelle den Streitkräften einen Freibrief aus, sagte er.

Nach Angaben des Gouverneurs der thailändischen Provinz Tak wurden bei den Kämpfen im Grenzgebiet fünf Thailänder und fünf Birmaner verletzt. Nach anderen Angaben gab es drei tote Zivilisten. Ein Fotograf der Nachrichtenagentur AP schätzte die Zahl der Menschen, die sich über den Grenzfluss Moei nach Thailand flüchteten, auf 3000. Ein japanischer Fotograf wurde am Sonntag in Myawaddy unter dem Verdacht des illegalen Grenzübertritts festgenommen, wie die japanische Botschaft erklärte. Er habe versucht, über die Parlamentswahl zu berichten. Ausländische Journalisten waren zu der Abstimmung nicht zugelassen.

Organisationen der ethnischen Minderheiten, die rund 40 Prozent der Bevölkerung ausmachen, hatten in den vergangenen Tagen vor einem Bürgerkrieg gewarnt, sollten die Streitkräfte ihnen die zentralisierte Verfassung aufzwingen und sie ihrer Rechte berauben. Es waren die ersten Wahlen seit 20 Jahren. Im In- und Ausland wurde damit gerechnet, dass die von der Militärjunta unterstützte Union Solidarität und Entwicklung (USDP) stärkste Partei wird. US-Präsident Barack Obama sagte, die Wahl sei „alles andere als frei und fair“.

Die unter Hausarrest stehende Oppositionsführerin und Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi hatte zum Boykott der Wahl aufgerufen. Bei der Parlamentswahl 1990 hatte ihre Partei einen Erdrutschsieg erzielt, der von der Militärregierung jedoch nicht anerkannt wurde. Zur Wahl standen 494 Sitze in dem aus zwei Kammern bestehenden Parlament und 665 weitere in den 14 Regionalparlamenten. Ein Viertel der Parlamentssitze ist laut Verfassung dem Militär vorbehalten. In 3400 Ortschaften in überwiegend von ethnischen Minderheiten bewohnten Gegenden wurden die Wahlen abgesagt, sodass schätzungsweise 1,5 Millionen Menschen nicht von ihrem Wahlrecht Gebrauch machen konnten.

Wahlsieger wurden erwartungsgemäß mehrere Ex-Generäle. Die Vertrauten von Junta-Chef Than Shwe, Shwe Mann und Tin Aung Myint Oo, gewannen in der vor wenigen Jahren gebauten Hauptstadt Naypyidaw, wo fast ausschließlich Regierungsangehörige und Verwaltungsbeamte wohnen. Siegreich waren dort nach Angaben von Beamten auch Ministerpräsident Thein Sein und Außenminister Nyan Win.