Peter Ramsauer mahnt im Abendblatt die Hersteller: “Wer jetzt nicht investiert, verschläft die Zukunft.“

Berlin. Vor dem Weltklimagipfel in Kopenhagen hat Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer die deutschen Autohersteller dazu aufgerufen, verstärkt in die Entwicklung von Elektrofahrzeugen zu investieren.

"Wir müssen zum weltweiten Leitmarkt für Elektromobilität werden und uns gegen starke Konkurrenz aus den USA, China, Japan und Korea behaupten", sagte Ramsauer dem Hamburger Abendblatt. "Der Klimawandel ist eine industriepolitische Herausforderung." Der CSU-Politiker betonte: "Wer jetzt nicht investiert, verschläft die Zukunft. Schließlich bieten sich in diesem Bereich in den nächsten Jahren immense Exportchancen. Daran werde ich die deutsche Automobilindustrie erinnern und sie mit guten Rahmenbedingungen unterstützen."

Die Bundesregierung werde der Automobil- und Zulieferindustrie dabei helfen, ihre Forschungs- und Entwicklungsbemühungen auszubauen. Elektromobilität sei ein wesentliches Projekt, in das die Regierung zusammen mit der Industrie 1,9 Milliarden Euro investiere.

Jetzt seien die deutschen Ingenieure gefordert, damit Deutschland sowohl bei der Batterie- als auch bei der Brennstoffzellentechnologie vorankomme, sagte Ramsauer. Er verwies darauf, dass Hamburg eine von acht Modellregionen ist, in denen das Verkehrsministerium solche Technologien erprobt. "In der Stadt werden bald Hybridbusse im öffentlichen Nahverkehr unterwegs sein. Damit können die Menschen die neue Technologie im Alltag erleben."

Weitere Schwerpunkte in Hamburg sind nach Angaben des Ministeriums innovative Energiespeicher für Schienenfahrzeuge, der Einsatz elektronisch betriebener Pkw sowie die Nutzung von Elektrofahrzeugen im Wirtschaftsverkehr. Da die Hansestadt ein wachsendes Verkehrsaufkommen erwarte und zugleich ihren CO2-Ausstoß bis 2020 um 40 Prozent verringern wolle, komme der Elektromobilität eine maßgebliche Rolle zu, heißt es in der Projektbeschreibung. Die anderen sieben Modellregionen sind Berlin/Potsdam, München, Rhein-Main, Rhein-Ruhr, Bremen/Oldenburg, Sachsen und Stuttgart.

Im Jahr 2020 sollten eine Million Elektrofahrzeuge auf deutschen Straßen fahren, gab Ramsauer als Ziel vor. "So wie wir Deutschen heute die besten Autos der Welt bauen, müssen wir in Zukunft die besten Elektroautos der Welt bauen."

Der Verkehrsminister rief die Teilnehmer des Uno-Gipfels auf, sich auf strenge Vorgaben zu verständigen. "Ich hoffe, dass sich die Staaten beim Weltklimagipfel in Kopenhagen auf verbindliche CO2-Grenzen einigen. Je strenger die Vorgaben in dem Kyoto-Nachfolgeabkommen ausfallen, desto besser ist es", sagte er. "Ehrgeizige, verbindliche Klimaziele erhöhen die Weltmarktchancen der deutschen Wirtschaft."

An dem Klimagipfel, der am Montag beginnt und bis zum 18. Dezember dauert, wollen mehr als 100 Staats- und Regierungschefs teilnehmen - unter ihnen Bundeskanzlerin Angela Merkel, der britische Premierminister Gordon Brown, Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy, Chinas Regierungschef Wen Jiabao und US-Präsident Barack Obama.

Ursprünglich war geplant, dass Obama nur am 9. Dezember, einen Tag vor der Verleihung des Friedensnobelpreises in Oslo, zum Klimagipfel kommt. Inzwischen erwägt er allerdings, am 17. Dezember nach Kopenhagen zurückzukommen.

In Kopenhagen soll ein Nachfolge-Abkommen für das 2012 auslaufende Kyoto-Protokoll erreicht werden. Die Chancen auf einen rechtsverbindlichen Vertrag waren wegen der schleppenden Vorverhandlungen zuletzt als gering eingeschätzt worden. Stattdessen wurde erwartet, dass sich die Konferenz auf eine politische Rahmenvereinbarung verständigt.